Frage an Siegfried Ermer von Steffi K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Guten Tag Herr Ermer!
Wie stehen Sie zum Thema Mindestlohn und Leiharbeit mit Ihrer Partei?
Sehr geehrte Frau Kriegbaum,
Vielen Dank für Ihre Frage, die ich jedoch nur aus meiner Sicht beantworten kann, da es hierzu noch keine verbindliche Parteiaussage gibt.
Das Thema Mindestlohn ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen sollte natürlich jeder von seiner Arbeit leben können, zum anderen sind die Lohnkosten ein elementarer Faktor im internationalen Wettbewerb. Besonders in Branchen mit leicht erlernbaren Tätigkeiten fördern Mindestlöhne die weitere Automatisierung und die Abwanderung in Billiglohnländer. Und da reicht es schon, wenn unsere Firmen ihre Produktion hinter die Grenze nach Polen oder Tschechien verlegen. Hinzu kommt die Tarifautonomie, in die sich Politiker nicht einmischen sollten, auch nicht indirekt. Ich bin immer noch der Meinung, dass sich in einer freien Markwirtschaft die Preise durch Angebot und Nachfrage regeln werden. Jeder planwirtschaftliche Ansatz zerstört das wirtschaftliche Gleichgewicht und schadet allen.
Viel wichtiger ist mir eine Besserbezahlung von Sozialberufen. Krankenschwestern, Hebammen, stationäre Pflegekräfte und ähnliche Berufe, die meist durch die Gesellschaft (Steuer- und Versicherungszahler) bezahlt werden, sollten deutlich besser entlohnt werden.
Der Begriff Leiharbeit ist mir zu ideologisch verbrämt. Ich bevorzuge den neutralen Begriff Zeitarbeit. Natürlich ist Zeitarbeit für jemanden, der einen festen Job sucht, keine Alternative, jedenfalls mittel- und langfristig nicht. Man darf sich aber auch nicht täuschen lassen: Es gibt viele Arbeitnehmer, die ganz bewusst Zeitarbeitsstellen suchen. Man denke nur an die Computerbranche, oder saisonale Tätigkeiten in Landwirtschaft und Tourismus. So werden auch in unseren alpinen Nachbarländern Zeitarbeitsverträge vorwiegend positiv gesehen. In Deutschland dagegen sucht man lieber das Haar in der Suppe. Dabei sollten die Vorteile auch für die Arbeitnehmer überwiegen: Kurzfristige Arbeitsaufnahme, Chance auf Übernahme in langfristigen Arbeitsvertrag, Weiterbildung, "Training on the Job" (testen, was einem liegt).
Damit ich aber nicht falsch verstanden werde: Ich lehne strikt jede Form von Ausbeutung ab. Es darf nicht sein, dass Schleuserbanden ausländische Arbeitskräfte illegal an Firmen "verkaufen", wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen. Das wäre dann wirklich Sklavenarbeit.
Und schließlich müssen Zeitarbeitsverträge dem allgemeinen Lohnniveau der Branche oder des Betriebs angepasst werden. Den Firmen die Flexibilität in der Beschäftigung zu geben ist richtig, aber es darf nicht sein, dass neben der Flexibilität auch noch an den Arbeitskosten gespart wird. Deshalb: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Mit besten Grüßen
Siegfried Ermer