Frage an Siegfried Ermer von Fabiola M. bezüglich Finanzen
Was könnte die Abkehr vom Euro für Bayern und hier insbesondere für Freiberufler, Bauern, Kleinbetriebe und Mittelständler bedeuten?
Sehr geehrte Frau Meister,
zunächst vielen Dank, dass ich mich zu den Absichten der Alternative für Deutschland (AfD) beim Thema "Finanzen und Eurorettung" äußern darf.
Die AfD will keine generelle Abkehr vom Euro. Uns kommt es in erster Linie darauf an, dass die bestehenden Verträge so geändert werden, dass jedes Euro-Land die Möglichkeit hat, aus dem Euro auszusteigen. Das ist z.Z. nämlich nicht der Fall.
Wir wollen auch, dass die Länder, die der Euro stranguliert, aus dem Euro ausscheiden (müssen). Denn auch für diese Länder ist der Euro nicht teilbar, und sie können damit ihre Währung nicht an ihre Produktivität und ihre Schuldenmentalität anpassen. Wir wollen also, dass Länder, für die der Euro einfach zu teuer ist, sich mit einer eigenen Währung wieder international wettbewerbsfähig machen können. Dabei wollen wir sie auch unterstützen (z.B. Konjunkturprogramme, Schuldenschnitte - die ohnehin nicht mehr vermeidbar sind, Förderung der staatlichen Organisation und Verwaltung, usw.)
Deutschland könnte bei dieser Vorgehensweise nach dem Ausscheiden einiger Länder aus dem Euro-Währungsverbund mit ähnlich strukturierten Ländern im Euro bleiben, manchmal auch als Nord-Euro bezeichnet. Sollten die problematischen Länder jedoch nicht aus dem Euro aussteigen wollen, so müsste Deutschland durch einen Ausstieg aus dem Euro die fortwährende Verschuldung der Eurozone und der damit verbundenen Haftungserweiterung Deutschlands beenden.
Für die mittelständische Industrie, die Freiberufler und Bauern sehen wir dabei eher Vorteile als Nachteile. Denn diese Berufsgruppen sind kaum exportorientiert. Für sie findet der Wettbewerb im Wesentlichen im Inland statt, weswegen weder ein Verbleib noch ein Ausstieg aus dem Euro deren Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen wird. Da ohnehin die meisten deutschen Güter weniger preiselastisch sind, also vorwiegend ihrer Qualität wegen und nicht ihres Preises wegen gekauft werden, wird eine Aufwertung einer eigenen deutschen Währung oder ein Nord-Euro keinen oder kaum einen Preisdruck auf deutsche Waren ausüben. Schließlich war Deutschland trotz ständiger D-Mark-Aufwertung auch Exportweltmeister und nicht erst mit dem Euro.
Dagegen könnten die mittelständischen Unternehmen durch eine Aufwertung sogar profitieren, denn die importierten Waren, wie Mineralöl, Rohstoffe und Halbfertigfabrikate würden für sie billiger werden. Da sich damit auch die Kaufkraft der deutschen Bürger erhöhen würde, würden sich die Verkaufschancen der Mittelständler verbessern. Die deutschen Bauern, deren Produkte ohnehin meist im Inland konsumiert werden,
könnten eine ev. Verteuerung ihrer Waren gegenüber der ausländischen Konkurrenz (Importe) durch günstigere Einkaufspreise z.B. bei den Spritkosten, von Dünger oder dem Saatgut ausgleichen. Übrigens: Erinnern Sie sich noch daran, dass der Euro sehr bald nach seiner Einführung "Teuro" genannt wurde. Die Menschen haben damals schon in ihrem Portemonnaie gespürt, dass sie nun mit dem Euro für die Geldentwertung (Inflation) in anderen Ländern zahlen müssen.
Abschließend sei noch Hans-Werner Sinn zitiert, der die Problematik ziemlich auf den Punkt bringt: "Man kann deutsche Arbeitsplätze nicht miteiner Währung sichern, die Arbeitsplätze in den europäischen Partnerstaaten zerstört."
Und so ist es auch Volksverdummung, wenn es heißt: "Scheitert der Euro, so scheitert Europa". Einen Sinn macht es jedoch, wenn man sagt: "Scheitert der Euro, so scheitert Frau Merkel". Damit ließen sich die Handlungen und die Beschwichtigungen der aktuellen Regierung gut erklären.
Mit besten Grüßen
Siegfried Ermer