Frage an Sevim Dağdelen von Nicole S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dagdelen,
warum ist in Deutschland die Eizellspende immer noch nicht erlaubt? Männer dürfen Sperma spenden.
Frauen, denen es aufgrund von genetischen (z. B. Ullrich-Turner-Syndrom) und krankheitsbedingten (Eierstockentfernung nach Krebs) Gründen nicht möglich ist, Kinder zu bekommen, bleibt zur Zeit nur die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen (z. B. Österreich), um sich dort eine fremde Eizelle einsetzen zu lassen. Da die Spende in Deutschland verboten ist, erfährt das Kind dadurch natürlich nie etwas über die Spenderin. In Österreich, wo Eizellspende erlaubt ist, haben die Kinder später ein Recht zu erfahren, wer die Eizelle gespendet hat.
Außerdem ist es für die Frauen eine große psychische und finanzielle Belastung. Wie kann Deutschland diesen Auslandstourismus moralisch vertreten?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir diese Fragen beantworten würden.
Mit freundlichen Grüßen
Frau S.
Sehr geehrte Frau S.,
anders als die Samenspende geht die Eizellspende mit gesundheitlichen Risiken für die Spenderin einher. Die Eizellspende ist ein hormoneller und chirurgischer Eingriff, der im Extremfall zur Unfruchtbarkeit bei der Spenderin führen kann.
Medizinische Eingriffe, bei denen nicht das Wohl der Patientin, sondern die Erfüllung des Kinderwunsches Dritter im Vordergrund steht, sind ethisch höchst fragwürdig. Zentrales Prinzip ärztlicher Ethik ist es, Patientinnen nicht zu schaden. Hormongaben, Vollnarkose, chirurgischer Eingriff zur Eizellentnahme sowie das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft sind mit einem Nutzen für Dritte nicht zu rechtfertigen.
Hinzu kommt die soziale Frage: Das Gros der Frauen, die Eizellen spenden, wird dies nicht aus Altruismus tun, sondern aus wirtschaftlicher Not. In Spanien rekrutieren Fertilisationskliniken Studentinnen an nahegelegenen Universitäten mit rund 1000 Euro „Aufwandsentschädigung“ für Eizellspenden. Medizinische Eingriffe nach Kassenlage sind abzulehnen.
Mit freundlichen Grüßen
Sevim Dagdelen