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Serpil Midyatli
SPD
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Frage von Frank M. •

Frage an Serpil Midyatli von Frank M. bezüglich Gesundheit

Moin,
Warum werden keine sichtbaren Maßnahmen zum Unterstützen der Kranken- und Pflegeberufe ergriffen. Nur salbungsvolle Worte sind einfach nur schwach. Maßnahmen zur Berufsfindung und Qualifizierung sind nicht zu erkennen. Bitte tun, nicht schieben wie immer.

F. M.

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Antwort von
SPD

Hallo Herr M., in unserem Regierungsprogramm zur Landtagswahl werden wir für Kranken- und Pflegeberufe einige Verbesserungen erreichen. 

Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung, medizintechnische Weiterentwicklung, Ambulantisierung und Spezialisierung haben die Rahmenbedingungen verändert. Diese Veränderungen der vergangenen 15 Jahre sind so stark, dass eine grundsätzliche, strategische und strukturelle Neuausrichtung der gesamten Gesundheitsinfrastruktur in Schleswig-Holstein erforderlich ist. Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass unser Gesundheitssystem auch auf Krisenfestigkeit und Resilienz (Anpassungsfähigkeit) ausgelegt sein muss. Wir brauchen jederzeit leistungsstarke Strukturen, die nicht zu stark ausgedünnt oder auf reine Kosteneffizienz getrimmt werden. Die Gesundheit der Menschen ist keine Ware. Sie darf nicht nach der Logik von Gewinn und Verlust organisiert werden. All diejenigen Menschen, die für unsere Gesundheit arbeiten, müssen anständig bezahlt werden und ihre Arbeitsbedingungen den Kriterien guter Arbeit entsprechen. Beides kostet Geld, das wir als Gesellschaft investieren müssen.

Daher wollen wir mit allen Akteur*innen eine Gesundheitsversorgungs- und Präventionsstrategie entwickeln, die den Bedürfnissen unserer Gesellschaft gerecht wird. 

Bei der Sicherung der ambulanten Gesundheitsversorgung in Schleswig-Holstein stehen wir vor großen Herausforderungen. Der demografische Wandel macht auch vor der Ärzteschaft nicht halt. In den nächsten Jahren müssen viele Praxen neu besetzt werden. Gleichzeitig verdienen auch sie moderne Arbeitszeitmodelle. Wir werden daher den Masterplan Medizinstudium 2020 umsetzen. 

Zudem werden wir nach bayerischem Vorbild Studienplätze für Studienbewerbende reservieren, die kein Spitzenabitur haben und sich zu einer zehnjährigen Arbeit als Landärzt*innen verpflichten. Zu unserer Landarztoffensive gehört auch die Schaffung weiterer Studienplätze in Humanmedizin. Wir werden deren Vergabe nach einem von der Abiturnote unabhängig zugänglichen und wiederholbaren Studierfähigkeitstest prüfen, wie es in Österreich seit vielen Jahren bewährt ist. Andernfalls sollen diese zusätzlichen Plätze ebenfalls nach der Landärztequote vergeben werden. 

Im Bereich der sozialen Berufe herrscht bereits jetzt ein eklatanter Fachkräftemangel. Die Fachkräfteprojektion 2035 im Rahmen der Fachkräfteinitiative zeigt, dass besonders die sozialen Berufsgruppen der Kranken- und Altenpflege, Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege und Geburtshilfe sowie im Rettungsdienst die größte durch die Demografie verursachte Fachkräftelücke im Jahr 2035 aufweisen. Um dem entgegenzuwirken, haben wir die Einführung einer guten Ausbildungsvergütung für alle nicht akademischen Ausbildungsberufe im sozialen Bereich als Ziel. Dies wollen wir über eine stärkere Tarifbindung und Sozialpartnerschaft erreichen. Wir streben allgemeinverbindliche Tarifverträge im Gesundheits- und Sozialwesen (Sozialtarifvertrag) an und appellieren an die Tarifvertragsparteien, sich weiter für Branchen- und Tarifstrukturen einzusetzen. Außerdem forcieren wir die Stärkung des Berufsbildungsgesetzes in den sozialen Berufsgruppen. Ebenso setzen wir uns für gleiche Bezahlung von Fachkräften mit einer Fachweiterbildung und vergleichbaren oder gleichen Tätigkeiten ein, auch bei unterschiedlichen Ausgangsberufen. 

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