Frage an Serpil Midyatli von Christian Alexander T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Was bedeutet für Sie Integration?
Sehr geehrter Herr Tietgen,
man kann in diesem Zusammenhang trefflich über Sprache, Bildung, Arbeit, Partizipation, Werte und Identifikation sprechen. All das braucht es natürlich, damit Integration nachhaltig gelingt.
Ich bin aber fest davon überzeugt, dass Integration vor allem praktisch und im Kleinen passiert. Damit meine ich die Fußball-Mannschaft, die Mutter-Kind-Gruppe oder das Nachbarschaftsfest. Hilfreich ist ein bisschen Neugier auf beiden Seiten. Das ist wichtiger als kluge Gesetze und Verordnungen, die wir natürlich auch brauchen.
Aus eigener Erfahrung kann ich aber auch sagen, dass es nicht so einfach ist. Ich bin in Kiel geboren und aufgewachsen, lebe jetzt in Gettorf und bin seit über zehn Jahre Landtagsabgeordnete. Trotzdem mache auch ich Erfahrungen von Diskriminierung und Ausgrenzung. Da kann man noch so gut integriert sein. Es geht also auch immer darum, dass die Mehrheitsgesellschaft ihre eigenen Vorurteile überwindet. Dafür ist ganz wichtig, dass man möglichst oft zusammenkommt und miteinander spricht.
Wahrscheinlich ist der Austausch untereinander der wichtigste Schlüssel zu Integration.