Frage an Sebastian Weigle von Sybille B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Weigle,
ich habe auch 2 Fragen an Sie:
Zum einen, wie sieht Ihre Position bezüglich des dreigliedrigen Schulsystems aus. Sehen Sie dort Veränderungsbedarf und stehen Sie ein für längeres gemeinsames Lernen? Falls ja, was wollen Sie konkret verändern und wie lange sollen die Schüler Ihrer Meinung nach gemeinsam Lernen?
Die andere Frage ist zum Thema Energie. Strebt die SPD auch weiterhin den Atomausstieg an? Welches Zeitfenster ist hier angedacht und möchten Sie auch, wie Herr Rosemann aus dem Tübinger Bezirk, die Zeit, bis ganz auf erneuerbare Energien gesetzt werden kann, mit neuen (!) Kohlekraftwerken "überbrücken"?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Sybille Buck
Sehr geehrte Frau Buck,
ja ich stehe für ein längeres gemeinsames lernen und die Reform des dreigliedrigen Schulsystems ein. Kinder und Jugendliche haben enorme Entwicklungsunterschiede. Die einen haben schon mit 10 Jahren eine hohe Auffassungsgabe und andere brauchen, auch weil ihnen vielleicht der dementsprechende familiäre Hintergrund fehlt, etwas mehr Zeit für ihre Entwicklung. Das dreigliedrige Schulsystems ignoriert diese individuellen Gegebenheiten völlig. Wir brauchen deshalb ein längeres gemeinsames lernen bis zur 10. Klasse. Es ist wichtig das jedes Kind, egal welchen sozialen Hintergrund es hat, die gleichen Chancen bekommt, deshalb brauchen wir mehr Zeit bis zur Entscheidung über den Schulabschluss. Ich halte hier 10 Jahre für angemessen. Ein weiteres wichtiges Argument für ein längeres gemeinsames lernen sehe ich in der Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Heutzutage entscheidet leider das Elternhaus über den Bildungsweg. Dadurch das wird diesen Zustand schon nach vier Jahren manifestieren, organisieren wir hier eine Zweiklassengesellschaft. Ein längeres gemeinsames lernen kann auch hier dieser gefährlichen Entwicklung entgegenwirken.
Natürlich reicht ein längeres gemeinsames lernen zur Reform unseres Bildungssystems alleine nicht aus. So müssen außerdem die Klassen verkleinert werden, mehr Lehrer eingestellt und es muss endlich ein individueller Ansatz in der Schulbildung angewandt werden. Mit diesen grundlegenden Schritten kann ein gerechtes, am Menschen orientiertes, Bildungssystem geschaffen werden. Ich halte den Erfolg einer solchen Reform übrigens für entscheidend, wenn es um unsere Zukunft geht.
Nun zu Ihrer zweiten Frage. Auch dieses Thema halte ich für zukunftsweisend. Meiner Meinung nach geht es hier nicht nur um die Frage Atomenergie und Kohlekraftwerke ja oder nein, sonder um die Zukunft eines neuen Industriezweigs. Ich bin klar für den Atomausstieg in seiner von rot-grün beschlossen Form. Das bedeutet dass das letzte Atomkraftwerk im Jahre 2021 oder 2022 abgeschaltet wird. Die Atomkraft ist weder eine sichere noch eine saubere Energie und wir müssen sie so schnell wie möglich überwinden. Für mich persönlich ist auch die Kohle keine Energie der Zukunft. Ich denke wir haben in Deutschland ein enormes Potential an erneuerbaren Energien. Würden wir dieses nur halbwegs ausschöpfen, könnten wir hunderttausende neue Arbeitsplätze schaffen. Ich bin kein Fan des Baues neuer Kohlekraftwerke. Ich sehe dabei jedoch, dass wir Übergänge benötigen. Und in diesem Fall halte ich den Bau von vergleichweise energieeffizienten neuen Kohlekraftwerke als Brücke für vertretbar. Allerdings müssen wir den vielen Menschen die von der Erzeugung von Kohle- und Atomenergie leben eine Perspektive bieten. Wir müssen deshalb besonders in diesen Regionen auf die massive Ansiedlung der Erneuerbare-Energien-Industrie setzten. Dazu muss erst ein kluges und mutiges Konzept entwickelt werden. Der Deutschlandplan von Frank-Walter Steinmeier gibt hier einen wichtigen Anstoß. Wir müssen uns schrittweise in eine Zukunft ohne Atom- und Kohleenergie vorarbeiten. Meiner Meinung nach gibt es dazu keine Alternativen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Sebastian Weigle