Sehr geehrter Herr Weigle, was nützt es, wenn der Kuchen größer wird, wenn er von wenigen Fetten und Unersättlichen so umlagert wird, dass die hungrige Mehrheit keinen Zugang hat?
Andersherum gefragt: Was macht Sie so sicher, dass Wirtschaftswachstum zu mehr Wohlstand für Alle führt? Zeigt nicht die Erfahrung der letzten Jahrzehnte, dass Wirtschaftswachstum im Gegenteil dazu führt, dass die unteren Einkommensschichten zunehmend abgehängt werden, während die Reichen immer reicher werden? Was sagen Sie zum Oxfam-Bericht zur sozialen Ungleichheit, der diesen Januar veröffentlicht wurde? Was wollen Sie tun, um die Vererbung von Armut zu verhindern und die Chancen all derer zu verbessern, die nicht mit dem goldenen Löffel im A.... geboren werden? Wäre unbegrenztes Wachstum bei schwindenden Ressourcen und angesichts des demografischen Wandels überhaupt möglich?

Guten Abend,
sie stellen eine berechtigte Frage. Allerdings ist die Frage der Verteilung keine des Wachstums, sondern eine der Steuerpolitik. Ich bin überzeugt, dass es nun in den Zeiten großer Herausforderung noch wichtiger ist, dass starke Schultern mehr tragen als schwache. Und daher sowohl die Erbschaftssteuer nochmals deutlich verändert werden muss als auch die Einkommenssteuer große Einkommen mehr in die Verantwortung nimmt.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Weg in die Kreislaufwirtschaft vorangegangen werden muss, damit der Fokus weg vom quantitativen, ressourcenverbrauchenden Wirtschaftsmodell weg geht.