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Sebastian Roloff
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Frage von Josef D. •

Wie wollen Sie Post-Vac Betroffenen helfen? Wir sind sehr krank und das durch die Impfung! Wann kommt Hilfe? Wer bezahlt unsere Arztkosten? Die Krankenkasse weigert sich!

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Sehr geehrter Herr D.,

zunächst vielen Dank für Ihre Nachricht und dass Sie auf dieses Thema aufmerksam machen.

Die Impfungen gegen Covid-19 schützen inzwischen Milliarden Menschen weltweit davor, durch Covid-19 schwer zu erkranken oder an der Infektion zu sterben. Laut einer aktuellen Studie sollen die Covid-19-Impfungen bis zu 20 Millionen Menschenleben gerettet haben.

Impfungen können jedoch auch immer Nebenwirkungen hervorbringen. Zu den normalen Impfreaktionen auf eine Impfung mit den in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffen gehören unter anderem Schmerzen an der Einstichstelle, Ermüdung, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder Schüttelfrost. In seltenen Fällen kann eine Impfung jedoch auch zu schwerwiegenden Symptomen führen. Bisher gibt es keine einheitliche Definition dieses Krankheitsbildes. Zu den Haupt-Symptomkomplexen gehören die Bereiche Gehirn, Nerven und Herz-und Kreislauf. Darunter zählen Symptome wie Kopfschmerzen, Brainfog, Atemnot, Lähmungserscheinungen und auch Erschöpfung. Dauern diese Symptome drei oder mehr Monate an, gehen sie in ein chronisches Erschöpfungssyndrom über.

Auch das Paul-Ehrlich-Institut listet in seinem Sicherheitsreport einige sehr seltene unerwünschte Reaktionen wie Myokarditis und Perikarditis, das Guillain-Barré-Syndrom oder das Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom.

Über die Ursache des Post-Vac-Syndroms kann derzeit nur spekuliert werden. Auch wie häufig Long-Covid-Symptome nach einer Impfung tatsächlich vorkommen, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Der Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin vom Universitätsklinikum Marburg, Prof. Dr. med. Bernhard Schieffer schätzt die Wahrscheinlichkeit von Post-Vac auf etwa 0,02% nach einer Impfung. Über genauere Zahlen könne bei einem fehlenden Impfregister und bislang fehlender Dokumentation von Post-Vac-Fällen allerdings nur gemutmaßt werden.

Post-Vac-Beschwerden können auch nach anderen Impfungen auftreten. Da aber gegen Covid-19 sehr viele Menschen in einem kurzen Zeitraum geimpft wurden, fallen diese seltenen Nebenwirkungen nun besonders auf.

Dadurch, dass der Sars-Cov-2 Erreger noch so neu ist, besitzen Menschen dagegen keine Grundimmunität, wodurch das Virus viele verschiedene Gewebe infizieren kann, was zu unterschiedlichen Ausprägungen der Krankheit führt. So kommen die völlig unterschiedlichen Krankheitssymptome zustande, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Deutschlandweit gibt es bisher nur zwei Anlaufstellen für Erwachsene mit Verdacht auf das Post-Vac-Syndrom: Die Spezialambulanz für Post-Vac-Fälle am Universitätsklinikum Marburg und die Neurologische Post-Covid-19 Sprechstunde an der Klinik für Neurologie an der Charité in Berlin. Hier werden allerdings Post-Vac Betroffene im Gegensatz zur Marburger Ambulanz nur bei primär neurologischer Manifestation betreut.

Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts sei auch eine Studie geplant, in der lang andauernde Beschwerden nach COVID-19-Impfungen, die mit chronischer Müdigkeit einhergehen, charakterisiert werden sollen.

Als Behandlung eines Post-Vac-Syndroms und von Long-Covid wird mancherorts die Immunapherese, eine Art Blutwäsche, durchgeführt. Sie scheint eine große Hoffnung für Menschen zu sein, die unter besagten Beschwerden leiden, da es kaum Behandlungsmöglichkeiten gibt. Allerdings ist die Apherese nicht zur Behandlung von Long-Covid zugelassen und die hohen Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Dies liegt an der fehlenden Evidenz für die Wirksamkeit dieser Behandlung.

Trotz alledem sind Impfungen hochwirksame medizinische Maßnahmen, die in sehr seltenen Fällen krank machen können. Die Covid-19-Impfung ist unser einziger Weg aus der Pandemie und statistisch weitaus ungefährlicher als eine Infektion mit Sars-Cov-2 ohne Impfschutz. Ich schließe mich der Meinung vieler Forschenden zu diesem Thema an, dass nun Forschungskapazitäten und Spezialpraxen für die Versorgung und Beratung von Personen, die unter dem Post-Vac-Syndrom leiden, notwendig sind.

 

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian Roloff

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