Herr Czaja, wie stehen Sie zur Zukunft des Marx-Engels-Denkmals?

Sehr geehrter Herr Paul,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.

Mit der sich nun abzeichnenden Zukunft des Marx-Engels-Denkmals müssten meiner Ansicht nach alle ganz gut leben können.

Denn wenn ich mir die Geschichte des Denkmals anschaue, war seine Zukunft alles andere als sicher. Bereits in der Planungsphase wurde es - zumindest auf dem Papier - ziemlich hin- und hergeschoben. Schon in den 50er-Jahren gab es Pläne seitens der DDR, Marx und Engels dort in der Mitte Berlins zu ehren. Diese wurden immer wieder verworfen, bis das dann knapp vier Meter hohe Denkmal - ursprünglich waren einmal 25 Meter geplant - seinen Platz 1986 inmitten des Marx-Engels-Forum fand.

„Nach der Wende“, so ist es jedenfalls in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung nachzulesen, „wurde ganz offen um die beiden Autoren des Kommunistischen Manifests gerungen. 2012 forderte der damalige Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), die Statue zu entsorgen, der frühere Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) wollte sie zumindest an einen weniger prominenten Ort verräumen. Schließlich erklärte sie der Senat zum ‚historischen Zeitdokument‘.“

2010 musste das Denkmal wegen des U-Bahn-Baus verschoben werden und soll nun nach dem Ergebnis des Wettbewerbs zur zukünftigen Gestaltung des Rathausforums wieder einen festen Platz auf dem Areal finden.

Dass in diesem Zusammenhang das Marx-Engels-Forum mit seinen hohen Stelen und der kreisrund angelegten Platzform nicht rekonstruiert wird, sondern die Sichtachsen mit der Öffnung zum Humboldt Forum und zum Berliner Dom neu gedacht werden, finde ich durchaus zeitgemäß und besser, als eine Reminiszenz an etwas zu schaffen, was vergangen ist - ganz nach dem Slogan der FDP: HOLEN WIR UNS DIE ZUKUNFT!

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian Czaja