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Sascha Raabe
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Frage von Maresa S. •

Frage an Sascha Raabe von Maresa S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Hr. Dr. Raabe,
ich komme vom Ulrich-von-Hutten-Gymnasium Schlüchtern und würde Sie bitten, aufgrund einer Präsentation im Fach Erdkunde, mir einige Fragen zu beantworten.
Die Präsentation soll von der Abholzung der Regenwälder in Amazonien handeln.
1. Wie stehen Sie zur Abholzung des Regenwaldes?
2. Sind Sie der Meinung, die Entwicklungspolitik kann/muss etwas gegen die Abholzung tun bzw. was kann/muss sie tun?
3.Da die Abholzung auf eine gewisse Weiße auch nützlich ist, müssen die Politiker einen Weg finden, den Regenwald so zu regenerieren, dass man seinen Zustand als "nachhaltig" bezeichnen kann. Glauben Sie, die Politik kann dazu beitragen und wenn, wie?
4. Könnten Sie mir ihre eigene Vorstellung bzw. Meinung/Wünsche etwas schildern?
Ich würde Sie bitten, mir die Antworten bis zum Donnerstag den 23.04.09 zukommen zu lassen. Ich entschuldige mich für dieses kurzfristige Anliegen und hoffe, sie werden mir weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Maresa Schleich

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Antwort von
SPD

Liebe Maresa Schleich,

Liebe Franziska Heil,

vielen Dank für euer Schreiben zum Thema Abholzung des Regenwaldes in Amazonien. Da habt ihr u.a. genau eines meiner Spezialthemen angefragt, für die ich als entwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagfraktion zuständig bin.

Die Abholzung des Regenwaldes ist ein großes Problem unserer Zeit, in der es in einer globalisierten Welt um den gemeinsamen Schutz bedrohter Arten und um den Umwelt- und Klimaschutz geht. Vor diesen Problemen darf man sich nicht verstecken, sondern muss zusammen mit anderen Staaten nach Lösungen suchen. Das machen wir in Deutschland. Seit vielen Jahren engagiert sich Deutschland im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und des Umweltschutzes für den Erhalt der Regenwälder auf der ganzen Welt. Und das ist sehr wichtig und notwendig. Denn ihr müsst euch vorstellen: Allein zwischen 2000 und 2005 gingen in Lateinamerika über 230.000 Quadratkilometer Wald verloren, das entspricht zwei Dritteln der Fläche Deutschlands. Dabei trägt die Ausdünnung und (Brand-)Rodung der Wälder auf doppelte Weise zur Klimaerwärmung bei: Einerseits können degradierte Flächen (das sind Flächen, auf denen der Boden wenige oder keine Nährstoffe mehr hat und daher keine Pflanzen wachsen können) künftig weniger Kohlenstoffdioxid absorbieren. Andererseits führt die Rodung zu unmittelbar höheren Emissionen -- also Kohlendioxidausstoß. In Brasilien beispielsweise sind seit langem nicht Verkehr oder Industrie Hauptquellen für Treibhausgase, sondern das Abfackeln und Roden des Waldes.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Die hohe Nachfrage nach Soja oder Edelhölzern ebenso wie die Viehzucht und der Abbau von Rohstoffen im Regenwald. Hinzu kommen aber auch landlose Kleinbauern, die aufgrund ihrer extremen Armut Bäume fällen. Dabei kann man diesen Menschen so gut wie keinen Vorwurf machen. Jeder würde, wenn er in so einer Situation leben würde, erst dafür sorgen, dass die Familie etwas zu essen bekommt -- auch wenn dann Bäume gefällt werden. Wir als Entwicklungspolitiker müssen dafür sorgen, dass die Menschen vor Ort vernünftige Einkommensalternativen erhalten. Aber nicht nur das. Die Entwicklungszusammenarbeit im Bereich des Regenwaldschutzes basiert auf drei Säulen. Die erste Säule habe ich bereits genannt. Hier geht es darum den Menschen vor Ort vernünftige und realistische Einkommensalternativen aufzuzeigen. Die zweite Säule beinhaltet den direkten Schutz der Wälder. Durch Ausweitung von Nationalparks, Förderung eines umfassendes Parkmanagements sowie der Überwachung der Parks, können immer mehr Flächen vor dem Eingriff der Menschen geschützt werden. Die dritte und letzte Säule beinhaltet eine nachhaltige Forstwirtschaft. Dabei geht es darum die Bearbeitung von Waldflächen, so auszugestalten, dass möglichst schonend nur so viele Bäume gefällt werden wie sie wieder nachwachsen.

Dafür setzt sich die deutsche Entwicklungspolitik ein. Im Bereich des Tropenwaldschutzes ist Deutschlands Engagement vorbildlich. So beispielsweise in Brasilien. Dort sind die Amazonas- und Küstenregenwälder, die etwa 60 Prozent der Gesamtfläche Brasiliens bedecken, für den Schutz der biologischen Vielfalt und des weltweiten Klimas von großer Bedeutung. Zum Schutz der brasilianischen Regenwälder beteiligt sich Deutschland daher seit 1992 im Rahmen des Programms zur Bewahrung der tropischen Regenwälder Brasiliens (PPG7) mit rund 300 Millionen Euro. Damit ist Deutschland der größte Geldgeber in diesem Projekt.

Ein anderes Beispiel. Das Amazonasgebiet ist für das Klima von globaler Bedeutung. Mit 7,8 Millionen Quadratkilometern -- das ist mehr als die Fläche Westeuropas -- beherbergt es circa 30 Prozent der biologischen Vielfalt der Erde. Verschiedene indigener Völker leben hier. Leider jedoch sind diese Völker und die Tier und Pflanzen die dort leben bedroht. In Ecuadors Yasuní-Nationalparks leben beispielsweise zwei von der Außenwelt abgeschottete indigene Völker und über 200 verschiedene Säugetierarten. Doch unter einem wesentlichen Teil dieses Gebietes lagern fast ein Fünftel aller Ölreserven Ecuadors. Ecuador sieht sich gezwungen, das Öl zu fördern und damit dieses Naturgebiet -- und den Lebensraum der Menschen und Tiere in diesem Gebiet -- unwiederbringlich zu zerstören, wenn nicht andere Staaten Ecuador Geld geben, damit sie dieses Gebiet weiterhin schützen können. Ich habe mich im Bundestag dafür eingesetzt, das Deutschland Ecuador in seinem Vorhaben unterstützt. Denn will man den Klimaschutz ernst nehmen, dann muss man auch etwas dafür tun und andere Staaten unterstützen. Schließlich würde das Abholzen dieses Gebietes auch Auswirkungen auf das Klima bei uns haben. Unter folgendem Link gelangt ihr zum Bundestagsantrag, den der Deutsche Bundestag dazu verfasst hat ( http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/097/1609758.pdf ). Aktuell ist Ecuador dabei sein Programm weiterzuentwickeln und es sieht gut aus, dass der Regenwald dort erhalten bleibt.

Was man aber auch nicht vergessen darf ist, dass jeder selbst seinen Teil zur Erhaltung des Regenwaldes und anderer Wälder beitragen kann. Mit der dazugehörigen Eigenverantwortung beim Kauf von Möbeln, sollte stets darauf geachtet werden, dass zunächst heimische Hölzer verwendet werden. Sollte das nicht möglich sein, dann sollten nur zertifizierte Hölzer gekauft werden. Zertifizierte Hölzer garantieren, dass nur Waldflächen abgeholzt werden, die wieder aufgeforstet werden. Eines dieser Zertifikate ist beispielsweise das FSC (Forest Stewardship Council). Fragt eure Eltern, ob sie beim Kauf auf die entsprechenden Zertifikats-Siegel achten. Damit würden sie der Umwelt und dem Klima helfen.

Der Deutsche Bundestag hat sich hier bereits selbst Regeln gegeben, die dieser Forderung gerecht werden. Und auch das neue öffentlichen Vergaberecht (hierbei geht es um die Vergabe öffentlicher Aufträge von Gemeinden, Städten und Landkreisen) trägt dazu bei, dass nun vermehrt nachhaltige Produkte zur Verwendung kommen. Hier appelliere ich auch an euch direkt. Ihr könnt euch dafür einsetzen und darauf achten, dass in eurer Gemeinde nur Firmen bei der Vergabe von Aufträgen berücksichtigt werden, die nachhaltige Produkte verwenden.

Entwicklungszusammenarbeit und Umweltschutz gehören also zusammen. Nur wenn mit Weitsicht die vorhandenen Probleme erkannt und bekämpft werden, schaffen wir es den Klimawandel zu stoppen. Aber klar ist, dass wir hierzu nicht mehr viel Zeit haben. Gerade damit eure Generation und die nachfolgenden Generationen weiterhin gut leben können, ist Verantwortung und schnelles Handeln im Umwelt- und Klimaschutz unumgänglich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Sascha Raabe