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Sascha Raabe
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Frage von Dr. Stefan M. •

Frage an Sascha Raabe von Dr. Stefan M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Raabe,

wie Sie sicher wissen, wird die "Gesundheitsreform" für viele Arztpraxen die Insolvenz bedeuten. Ärztliche Leistung wird für die Patienten rationiert. Im Gegenzug sollen aber die Zwangsversicherten der Kranken Kassen höhere Beiträge entrichten.
Wie können Sie, vorausgesetzt Sie haben sich über die Folgen der "Reform" in Kenntnis gesetzt, dieser "Gesundheitsreform" zustimmen?
Mindestens 20 -30 % der Praxen werden nicht überleben. Dies betrifft hauptsächlich die jüngeren niedergelassenen Kollegen, die ihre Praxiskredite noch nicht bezahlt haben. 40 % der älteren Kollegen werden aus Altersgründen in den nächsten Jahren ausscheiden. Unter den momentanen Bedingungen werden sich aber keine niederlassungswilligen Kollegen finden.
Das heißt, es droht in Ihrem Wahlbezirk eine drastische medizinische Unterversorgung mit all den Folgen für insbesondere die älteren und schlecht mobilen Mitbürger.
Ist eine Abstimmung pro "Gesundheitsreform" mit Ihrem Gewissen vereinbar? Möchten Sie dieses mit verantworten? Wie erklären Sie das in Ihrem Wahlbezirk?
Gelten Ihre Wähler nur als Mittel zum Zweck oder fühlen Sie sich wirklich für die Bürger Ihres Wahlkreises verantwortlich?
Ich finde es sehr bedauerlich, dass der Fraktionszwang über der Gewissensentscheidung für das Wohl Ihrer Wähler und auch Nichtwähler angesiedelt ist.
Seien Sie versichert, dass diese Fakten Ihren potentiellen Wählern zugetragen werden.
Ich danke für Ihre Stellungnahme.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Dr. Meudt,

Ihre These, wonach die von der Koalition geplanten Neuregelungen im Gesundheitswesen zahlreiche Arztpraxen in die Insolvenz treiben würden, kann ich nicht nachvollziehen. Und bei näherer Betrachtung werden Sie eingestehen müssen, dass sie auch durch nichts zu belegen ist. Es kann auch kaum davon die Rede sein, dass in Deutschland ein Ärztemangel besteht oder droht. Seit Anfang der 90er Jahre ist die Zahl der Ärzte in Deutschland um über 20 Prozent angestiegen. Im Jahr 2004 hatte ein Arzt hierzulande durchschnittlich 269 Einwohner zu versorgen, 1992 waren es noch 322. Zum Vergleich: in den Niederlanden kommen auf einen Arzt 317 Einwohner, in Norwegen sind es 345 und in Großbritannien gar 557 Einwohner. Eine höhere Ärztedichte als in Deutschland findet sich in nur ganz wenigen Ländern. Probleme mit der Versorgung gibt es in Deutschland lediglich im ländlichen Raum und hier besonders im Osten der Republik. Dem wollen wir mit einer Liberalisierung des Vertragsarztrechts entgegen wirken.

Ich glaube, dass die Planungen für ein neues Vergütungssystem der Ärzte mit einer festen Gebührenordnung mehr Transparenz und Gerechtigkeit bei der Bezahlung medizinischer Leistungen bringen werden. Gute ärztliche Arbeit soll gerecht entlohnt werden. Davon profitieren Ärzte wie Patienten gleichermaßen. Zudem soll das Morbiditätsrisiko künftig verstärkt auf die Krankenkassen übertragen werden. Auch dass ist, denke ich, in Ihrem Sinne.

Alle am Gesundheitswesen Beteiligten, also die Politik aber auch die Ärzteschaft, die Kassen und ihre jeweiligen Verbandsvertreter sowie nicht zuletzt die Pharmaindustrie, müssen dafür sorgen, dass das gute deutsche Gesundheitssystem ohne Qualitätseinbuße erhalten werden kann und dabei für alle bezahlbar bleibt. Angesichts steigender Kosten im Gesundheitswesen, bedingt u.a. durch den demographischen Wandel unserer Gesellschaft und immer bessere medizinische Möglichkeiten, darf es daher ein bloßes „Weiter so“ nicht geben.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Sascha Raabe