Frage an Sascha Raabe von Lars-Olof K. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Raabe,
bitte schildern Sie bitte kurz Ihren Standpunkt zum Thema "Wehrpflicht".
Sind Sie für die Wehrpflicht oder für eine Abschaffung dieser?
freundliche Grüße
L.-O. Krause
Sehr geehrter Herr Krause,
vielen Dank für Ihr Schreiben, gerne informiere ich Sie über meinen Standpunkt zum Thema Wehrpflicht.
Aktuell ist es so, dass die meisten jungen Männer eines Jahrgangs gar nicht eingezogen werden. Es gibt also keine Wehrgerechtigkeit, sondern ? wie sie die Weizsäcker Kommission bezeichnet ? eine ?Auswahl-Wehrpflicht?. Konkret stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Nicht mal jeder fünfte Mann eines Jahrgangs leistet Wehrdienst ? Tendenz abnehmend. Das verdeutlicht die Entwicklung der Zahl Wehrdienstleistender: Traten 1998 noch 160.000 junger Männer ihren Wehrdienst an, waren es im Jahr 2007 nur noch knapp 68.000. Von den Wehrpflichtigen des Jahrgangs 1984 absolvierten nur knapp 19 Prozent ihren Wehrdienst.
Individuelle Freiheit und Selbstentfaltung ? dazu sollten meiner Ansicht nach junge Menschen uneingeschränkt die Möglichkeit haben. Die Wehrpflicht steht damit im Widerspruch. Daher bin ich gegen die Wehrpflicht und freue mich, dass die SPD dies mittlerweile genauso sieht. Ich bin für eine Freiwilligen-Armee, wie es sie in den meisten europäischen Ländern bereits gibt. Diese würde Freiheits- und Beteiligungsrechte gewähren - ohne unseren sicherheitspolitischen Interessen und Verpflichtungen entgegen zu stehen. Eine Armee auf freiwilliger Basis halte ich für effizienter und moderner, sie ist für mich die Wehrform der Zukunft.
Vielfach höre ich das Argument, dass es ohne Wehrpflicht auch keinen Zivildienst mehr gäbe und dadurch ein Teil unseres Sozialsystems umgebaut werden müsste. Ich bin hingegen der Ansicht, dass wir verstärkt darauf setzen müssen, das freiwillige Engagement junger Menschen für die Zivilgesellschaft zu fördern und auszubauen. Ein freiwilliger Einsatz bildet eine wichtige Grundlage, um ein gesellschaftliches Miteinander zu schaffen. Schon jetzt bieten sich Jugendlichen nach ihrem Schulabschluss viele attraktive Möglichkeiten, sich zu engagieren und so einen solidarischen Beitrag zu leisten - etwa im Rahmen eines freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahres oder des Programms weltwärts, dem aus öffentlichen Mitteln geförderten Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Freiwilligendienste sind ein Erfolgsmodell, was auch die statistischen Daten belegen. Ich bin dafür, sowohl die klassischen als auch die internationalen Jugendfreiwilligendienste nachhaltig weiter auszubauen, damit diejenigen, die freiwillig einen Beitrag für die Gesellschaft leisten wollen, aus einem attraktiven Angebot wählen können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Sascha Raabe