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Sascha Bilay
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Frage von sigrun l. •

Frage an Sascha Bilay von sigrun l. bezüglich Bildung und Erziehung

lieber sascha,

warum tritt die linke in thüringen für ein "längeres gemeinsames lernen bis mindestens klasse 8" ein, nicht jedoch für die einführung der einheitsschule? diese ist ja bekanntlich eine forderung demokratischer kräfte seit dem 18. jahrhundert.
mit freundlichen grüßen

sigrun lingel

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Lingel,

politische Konzepte leben davon, dass sie Schlagworte enthalten, mit denen man komplexe Inhalte verkürzt wiedergeben kann. Sie benutzen für Ihr Verständnis einer modernen Schule den Begriff "Einheitsschule". Diesen Begriff halte ich für ungeeignet, ein modernes Schulsystem zu bezeichnen, welches ein möglichst langes gemeinsames Lernen aller Schülerinnen und Schüler bei optimaler individueller Förderung jedes einzelnen zum Ziel hat. In der Vergangenheit (frühere Jahrhunderte) war die Forderung nach einer "Einheitsschule" richtig, um einen gerechten Zugang zu Bildung für alle Kinder und Jugendliche zu schaffen. Heute und künftig brauchen wir nicht die Einheit des Lernens, sondern die individuelle Zuwendung, um jeden Schüler optimal zu fördern. Hauptargument der politischen Gegner des längeren gemeinsamen Lernens ist, dass DIE LINKE mit einer Schule, in der alle Kinder und Jugendliche mindestens bis zur Klasse 8 gemeinsam lernen, der Individualität der Schülerinnen und Schüler keine Rechnung getragen würde.

DIE LINKE würde das Lernen vereinheitlichen, also eine "Einheitsschule" wollen. Insofern ist der Begriff "Einheitsschule" auch der Kampfbegriff der Gegner des gemeinsamen Lernens und der Befürworter der frühen Trennung der Schülerinnen und Schüler nach Klasse 4. Bildungspolitisches Hauptziel der Partei DIE LINKE ist das gemeinsame Lernen bei Berücksichtigung und Förderung der Individualität jedes Kindes. Dies führt nicht nur zu mehr Chancengerechtigkeit in der Schulbildung, sondern ist auch eines der Erfolgsmerkmale der führenden Bildungsnationen (z.B. Finnland). Deshalb sprechen wir von der "Gemeinschaftsschule". Besser wäre allerdings der Begriff "inklusive Schule", welcher eine Schule ohne Ausgrenzung jeder Art bezeichnet.
Ich lade Sie herzlich ein, mit uns über die unterschiedlichen Bildungskonzepte zu diskutieren. Wichtig ist mir aber, dass wir nicht bei Begriffen stehen bleiben, sondern über die Inhalte einer modernen Bildungspolitik diskutieren.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Sascha Bilay