Frage an Sabine Ponath von Anna S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Ponath,
wie stehen Sie zu dem Autobahnausbau der A8 zwischen Rosenheim und Salzburg? Würde dieser nicht bewirken, dass noch mehr Menschen Auto fahren und dass die Umwelt noch mehr belastet wird, obwohl doch Klimaschutz und Ausbau von alternativen Beförderungsmitteln (z.B. öffentliche Verkehrsmittel) an erster Stelle stehen sollten?
Mfg Anna Schehl
Sehr geehrte Frau Schehl,
Vielen herzlichen Dank für Ihre Frage! Ich bin ganz klar gegen den geplanten Ausbau der A8. Ich bin aber dennoch für einen "intelligenten" Ausbau der A8. Dies hat verschiedene Gründe, auf die ich gerne kurz eingehen möchte.
Der geplante Ausbau sieht folgendes vor: Auf jeder Fahrtrichtung sollen aus den ursprünglich je 2 Fahrbahnen 3 werden, plus einem Seitenstreifen (also insgesamt 6 + 2). Die Fahrbahnbreite wird sich also insgesamt verdoppeln (von etwa 17 auf 36 Meter). Außerdem müssen für diese neue Breite neue Kurvenradien errechnet werden. Dies alles hat einen gigantischen, kaum widerruflichen Flächenfraß zur Folge.
Beim Punkt Schallschutz sind derzeit nach neuesten Informationen bis zu 13m hohe Schallschutzwände in Kombination mit sog. "Füsterbelag" geplant. Allerdings ist hier weder der Unterhalt gewährleistet, noch schützen diese Maßnahmen tatsächlich uneingeschränkt. Davon abgesehen bitte ich darum, die Folgen für den Tourismus in unserer Region abzusehen: Potenzielle Gäste werden diese geplante Hochgeschwindigkeitsautobahn dann nur noch zum Transit nach Österreich nutzen, rechts und links von ihnen sehen sie nur noch Beton. Das lädt nicht wirklich zum Verweilen ein...
Das einzige wirklich wirksame Mittel gegen Lärm ist ein Tempolimit. Dieses Tempolimit führt auch zu weniger Rückstaus und weniger Unfällen. In Kombination mit einem LKW - Überholverbot wäre schon viel günstiger und einfacher ein angestrebter Verkehrsfluss erreichbar:
Ich schlage vor, die Autobahn durchaus auszubauen. Dies muss schon allein aus Sicherheitsgründen geschehen. Außerdem ist unsere Autobahn noch von Anno Dazumal.
Aber:
Ich bin für einen flexibel nutzbaren Standstreifen: Durch Zuschaltung der Standspuren über ein Verkehrs-Leitsystem (Beispiel: A99 um München) kann im Bedarfsfall die Verkehrskapazität weiter erhöht werden. Außerdem ist bei drei Fahrspuren die Sicherheit gewährleistet, da so Raum für Einsatzkräfte geschaffen werden könnte. Trotzdem ist der Flächenverbrauch weit geringer.
Dieser "intelligente" Ausbau, wie er von Manchen genannt wird, ist auch weitaus günstiger:
Im Vergleich zum vollen Ausbau mit 6 Spuren + 2 Standspuren werden Kosten gespart (weniger Erdbewegung, weniger Straßenfläche, kürzere Bauzeit, weniger Anwohner-Belastung in der Bauphase). Mit den gesparten Mitteln könnte der intelligente Ausbau sofort auf der ganzen Strecke durchgeführt werden, anstatt jetzt -wie geplant- vorerst nur im Bereich Rosenheim-Bernau. (vgl. www.ausbau-a8.de )
Zu guter Letzt gebe ich Ihnen Recht: Auch wenn bei uns in der ländlichen Region der Individualverkehr noch lange ein essentielles Thema bleiben wird, ist es kein zukunftsweisendes Zeichen, eine
Hochgeschwindigkeitsautobahn für über 600 Mio. Euro zu bauen, anstatt endlich ÖPNV und insbesondere die Bahnstrecke München - Mühldorf - Salzburg auszubauen, die schon seit Jahren vor sich hindümpelt. Gerade als junger Mensch hat man häufig gar kein Auto oder noch nicht einmal einen Führerschein. Auch ältere Mitmenschen sind bei uns enorm auf den ÖPNV angewiesen. Die Belange dieser Menschen fallen immer wieder unter den Tisch. Eine Straßenplanung, wie die der A8, zeigt dies nur wieder einmal allzu deutlich.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Internetseite der geplanten Bürgerinitiative:
Herzliche Grüße aus dem Nachbardorf,
Sabine Ponath