Frage an Sabine Kurtz von Martina M. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Kurtz!
Heute berichtet die Leonberger Kreiszeitung-Online, dass 4 jugendliche Strafgefangene aus dem offenen Strafvollzug im Modell-Projekt "Seehaus" in 71229 Leonberg ausgebrochen sind und bisher von der Polizei nicht wieder gefasst werden konnten:
Fragen dazu: 1.) Was waren die Gründe?
2.) Gibt es konzeptionelle Schwachstellen beim "Seehaus"?
3.) Fehlt beim "Seehaus" eine unabhängige und wissenschaftlich
hochwertige Evaluation durch eine/mehrere renommierte
unabhängige Universitäten/Max-Planck-Institute?
Mit freundlichen Grüssen
Martina Meier
Sehr geehrte Frau Meier,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 21.8.2013 bezüglich der Flucht von vier Jugendlichen aus dem Seehaus in Leonberg.
Gerne beantworte ich Ihnen im Folgenden Ihre Fragen:
1.) Was waren die Gründe?
Wie mir vom Seehaus auf Anfrage mitgeteilt wurde, waren einige der Jugendlichen vor ihrer Flucht innerhalb der Wohngemeinschaft zurückgestuft worden und hatten Privilegien verloren. Somit sei die Stimmung nicht gut gewesen. Jeder Jugendliche für sich habe aber signalisiert, wieder "durchstarten" zu wollen. Leider scheint es aber, dass die Jugendlichen sich in der Gruppe negativ befruchtet haben.
2.) Gibt es konzeptionelle Schwachstellen beim "Seehaus"?
Aus zahlreichen Besuchen im Seehaus weiß ich, dass das fachliche Konzept der Einrichtung sehr gut ist. Es wurde in den vergangenen zehn Jahren ständig weiterentwickelt. In einer Einrichtung ohne bauliche Sicherheitsmaßnahmen gibt es immer die Möglichkeit, dass Jugendliche entweichen können. Dies war von Anfang an bekannt. Dennoch überwiegen nach Einschätzung des Seehauses die Gründe, eine solche Einrichtung ohne bauliche Sicherheitsmaßnahmen zu belassen.
3.) Fehlt beim "Seehaus" eine unabhängige und wissenschaftlich hochwertige Evaluation durch eine/mehrere renommierte unabhängige Universitäten/Max-Planck-Institute?
Es gibt zwei unabhängige und wissenschaftlich hochwertige Evaluationen zum Seehaus in Leonberg. Dies sind einerseits eine wissenschaftliche Begleitforschung durch die Institute für Kriminologie der Universitäten Heidelberg und Tübingen sowie andererseits eine Evaluation der Nachsorge im Jugendprojekt Chance durch die Gesellschaft für Innovation, Systementwicklung und Soziale Arbeit (GISA mbH).
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Kurtz