Rüdiger Kurock
WASG
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Frage von Ignitus K. •

Frage an Rüdiger Kurock von Ignitus K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Werter Herr Kurock,

am vergangenen Dienstag, ich hatte per Zufall von dem Termin des Landesparteitages Kenntnis bekommen, war ich in der Stallschreiberstr.
Ich war bis zu Beginn des Wahlaktes geblieben, obwohl es mir schwer fiel.
Wie will eine solche Ansammlung undisziplinierter und egozentrischer Personen für die Bürger dieser Stadt eine soziale Politik entwickeln, gestalten, erfolgreich sein?
Ich stand während seiner ganzen Länge am Saaleingang - nicht weil ich schnell weg sein wollte, sondern des Überblicks wegen. Ca. 25´ nach Beginn ihrer Beratungen verließen 20 - 30 % der Teilnehmer den Saal. Sie standen vor dem Gebäude und im Vorraum und unterhielten sich. Laut! Mir war es zeitweilig nicht möglich zu verstehen was ihre Parteifreunde am Pult sagten. Gegen Mitte der Veranstaltung, nach der Pause kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trotz der wiederholten Aufforderungen des Versammlungsleiters nicht in den Saal zurück. Es waren nur noch 50 % der Anwesenden im und 50 % vor dem Saal. Den vor dem Saal stehenden Teil interessierte der Verlauf des Parteitages scheinbar nur am Rand.

Mir blieben 2 Redner besonders im Gedächtnis Das war der mir schon bekannte Winfried Wolf und Udo Hicksch. Ersterer mit seinen 5 Essentials und Hicksch mit seiner Forderung nach innerparteilicher Demokratie.

Wie wollen Sie und ihre Partei Demokratie in der Gesellschaft verwirklich, wenn schon die Führungskräfte davon wenig halten?

Mit freundlichem Gruß

Ignitus Kahlsdorfer

Antwort von
WASG

Sehr geehrter Herr "Ignitus Kahlsdorfer",

wenn Sie beanstanden, dass es rein zum anständigen Umgangston, einem solidarischen Miteinander gehört, dass man einander zuhört, so gebe ich Ihnen Recht. Wenn Sie beanstandeten, dass Politiker aller Coleur dagegen verstoßen, indem sie vom Bundestag abwärts die Veranstaltungen, für die sie dorhin gewählt wurden, missachten, dann geben ich Ihnen gleichfalls Recht. Wenn Sie davon ausgehend beanstanden, dass einige Mitglieder der Berliner WASG sich in solchen Umgangsformen allzu frühzeitig den negativen Verhaltensweisen unserer Politiker anpassen, ... gebe ich Ihnen auch Recht. Es verwundert mich allerdings bereits, warum Sie diese Frage gerade mir persönlich stellen. Schließlich habe ich den Raum nur einmal verlassen, um andere Delegierte in den Saal zurück zu holen. Außerdem bewundere ich Ihre schnelle psychologische Auffassungsgabe, wenn Sie aus Ihrer Warte sofort eine "Ansammlung ... egozentrischer Personen" identifizierten. Ich kann Sie beruhigen: Diese undisziplinerten Personen brauchen vielleicht ein überdurchschnittliches Beharrungsvermögen, um in einem Geprassel neoliberalen Anpassungsdrucks nicht sofort zum Wolf unter Wölfen zu werden. Leider muss ich Ihre in den Raum gestellte Behauptung, dass "schon die Führungskräfte davon [von der Demokratie in der Gesellschaft] wenig halten" als unsachlich zurückweisen. Oder interessieren Sie sich wirklich für unsere Konzepte der unmittelbaren Beteiligung der Bürger an allen Entscheidungen, die sie betreffen? Wollen Sie wirklich wissen, dass uns die Hürden für Plebeszite zu hoch bleiben? Wollen Sie Anteil haben an dem Prozess des Erkundens, mit welchen Mitteln politische Entscheidungen auf eine wirklich breite Basis gestellt werden kann. Sie werden keine Partei finden, die uns da etwas voraus hat, und wenn ja, dann werden wir diese Elemente in unsere Arbeit übernehmen.