Frage an Ronald Pohle von Thomas B. bezüglich Bildung und Erziehung
Wie stehen Sie zur Einführung von Studiengebühren in Sachsen?
Sehr geehrter Herr Bluhb,
bei den derzeitigen Voraussetzungen sind Studiengebühren nicht sinnvoll. Wenn wir allerdings eine Qualitätsverbesserung in den Rahmenbedingungen in den Hochschulen anbieten, wären Studiengebühren ein gutes Mittel für die Steigerung des qualitativen Angebots. Die starren und teilweise leistungsschwachen Strukturen an den Hochschulen, lassen erhebliche Defizite im Vergleich des internationalen Wettbewerbs erkennen. Im weltweiten und europäischen Ranking spielen sächsische Universitäten keine Rolle. Wenn wir im internationalen Maßstab nicht weiter an Boden und Eliten verlieren wollen, sollten wir den Einstieg in die Studiengebühren über die Qualität definieren. Was wollen wir kostenfrei anbieten, was soll Gebühren kosten und was erhalten die Studierenden - die Kunden für ihr Geld? Volle Hörsäle, keine Plätze in Seminaren, schlechte Bedingungen und satte Lehrkräfte bilden den Nährboden für ein niedriges Niveau. Grundsätzlich haben wir in Sachsen Universitäten und Fachschulen mit im deutschen Maßstab guten Voraussetzungen. Die Umsetzung des Bologna-Prozesses mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengängen, hat den ersten Schritt in den internationalen Vergleich gebracht.
Für mich sind Studiengebühren ein Thema bei veränderten Bedingungen. Die Voraussetzung dafür muss die Nachfrage schaffen. Die Argumente der Chancengleichheit greifen ohnehin nicht, wenn Begabte mit Stipendien oder dem Geldbeutel betuchter Eltern sich Studien an ausländischen oder Eliteunis leisten können. Nur wenn definierte Leistung hinter jedem Angebot, jedem Professor und jedem Abschluß steht, würde ich die Einführung von Studiengebühren favorisieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ronald Pohle