Frage an Ronald Pofalla von Manuel P. bezüglich Finanzen
Herr Pofalla,
wären sie bereit die Börsenumsatzsteuer einzuführen um damit unter anderem an den Spekulationen der Hedge-Fonds mitzuverdienen?
In anderen Staaten werden sie ja auch erhoben. Was spicht gegen eine Einführung in Deutschland?
Sehr geehrter Herr Pötter,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage vom 14. Dezember 2008, die ich mit
Interesse gelesen habe.
Die Börsenumsatzsteuer wurde zur Beseitigung des Wettbewerbsnachteils der deutschen Finanzmärkte bereits zum 1. Januar 1991 durch das Finanzmarktförderungsgesetz abgeschafft. Ihre Befürworter wollen mit der Steuer den kurzfristigen Handel mit Wertpapieren unattraktiv gestalten und langfristige Anlagestrategien fördern.
In elf EU-Ländern gibt es eine so genante „Transcation Tax“, deren Steuerhöhe zwischen 0,005 % und 1 % liegt. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass es in einem Großteil der Länder eine große Anzahl an Ausnahmeregelungen bei der Erhebung der Steuer gibt. Festzuhalten ist auch, dass kein europäischer Mitgliedstaat in den letzten 20 Jahren eine „Transcation Tax“ eingeführt hat. Selbst Länder, die die Steuer erheben, haben in den letzten Jahren Anpassungen vorgenommen. Der Trend sowohl in den EU-Mitgliedstaaten als auch international geht eindeutig in Richtung Abschaffung der Börsenumsatzsteuer.
Folgende Argumente sprechen aus Sicht der Union gegen eine Wiedereinführung
der Börsenumsatzsteuer:
• die Steigerung der Kapitalproduktivität wird beeinträchtigt,
• die Attraktivität der Aktie als Kapitalanlage auch für private Kleinanleger würde bei Einführung einer Börsenumsatzsteuer sinken, da die erzielbaren Renditen im Vergleich zu börsenumsatzsteuerfreien Anlagen gemindert würden,
• eine umfassende Besteuerung von Börsenumsätzen in Deutschland könnte
zu einer erneuten Steuerflucht in andere Länder (z.B. Luxemburg, Österreich, oder Offshore Regionen) führen,
• die steigende Volatilität an den Märkten führt zu Verteuerung der
Kapitalbeschaffung für Unternehmen,
• Schwächung der privaten Altersvorsorge wegen der mangelnden Attraktivität, in Aktien zu investieren,
• läuft dem Gedanken der EU-weiten Integration der Märkte zuwider,
• gemessen am fiskalischen Nutzen sind die Nachteile für Wettbewerb, Wachstum und Arbeitsplätzen besonders groß.
Die Einführung der Börsenumsatzsteuer stellt einen Wettbewerbsnachteil des
Finanzplatzes Deutschland dar.
Mit freundlichen Grüßen
Ronald Pofalla MdB