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Ronald Maltha
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Frage von Klaus M. •

Frage an Ronald Maltha von Klaus M. bezüglich Wirtschaft

Hallo Herr Maltha,
weltweit werden die erneuerbaren Energien, vor allem Solarenergie ausgebaut. Wie stehen Sie zum weiteren Ausbau in unserem Land Rheinland-Pfalz?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Meurer,

dass wir Erneuerbare Energien brauchen und diese ein wichtiger Bestandteil des Energie-Mixes der Zukunft sind, bestreitet heute nicht einmal mehr die FDP. Fuer uns GRUeNE sind die EE zentraler Bestandteil unserer Strategie "Weg von Oel und Atom". Sie sind nicht nur schmueckendes Beiwerk, sondern muessen tatsaechlich zukuenftig einen grossen Anteil zur Energieversorgung beitragen, damit der weltweite Klima- wandel gebremst und die politische und wirtschaftliche Abhaengigkeit von fossilen Ressourcen und Uran verringert werden. Deshalb haben wir GRUeNE nicht nur Absichtserklaerungen abgegeben, sondern haben quantitative Ziele fuer die Entwicklung der EE in RLP vorgelegt.

Als konkrete Schritte dahin wollen wir die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien in Rheinland-Pfalz in den naechsten fuenf Jahren verdoppeln. Wir setzen auf einen Mix aus allen Formen der Erneuerbaren Energien , auch auf die energetische Ver- wertung Nachwachsender Rohstoffe (NAWARO). Die groessten Zuwachspotenziale haben kurzfristig Biomasse und Windkraft zur Strom- und Waermegewinnung, langfristig Solarenergie und Geothermie.

Biomasse: Hier verfuegt RLP ueber ein immenses Potenzial. GRUeNES Ausbauziel bis 2010 fuer die Stromerzeugung ist die Verdreifachung der installierten elektrischen Leistung von derzeit (2004) rund 70 MW (vor allem Biogasanlagen) auf 210 MW sowie eine Verdoppelung der installierten thermischen Leistung von rund 340 auf 680 MW (vor allem Holzheizungen).

Sonne: Solarthermie - GRUeNES Ausbauziel bis 2010: Die Nutzung der Solarenergie zur Erzeugung von Heizwaerme und heissem Brauchwasser (Solarthermie) soll in RLP bis 2010 mindestens 2 % am Endverbrauch fuer Waerme betragen.

Fotovoltaik: Entsprechend der bundesweiten Entwicklung der Fotovoltaik im Jahr 2004 ist davon auszugehen, dass Ende des Jahres mindestens 15 MW Fotovoltaik in Rheinland-Pfalz installiert waren. GRUeNES Ausbauziel bis 2010 ist die Verdreifachung dieser Leistung auf rund 45 MW. Chancen fuer die Nutzung der Sonnenenergie sind vor allem im privaten und oeffentlichen Wohnungsbau sowie in Schulen, Gewerbebetrieben und Sportanlagen gegeben.

Windkraft: Am 31.12.2005 gab es in RLP 761 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von etwa 810 MW. 67 Anlagen davon mit etwa 106 MW installierter Leistung wurden in 2005 neu errichtet. Ein Ausbau auf rund 1500 MW installierter Leistung mit insgesamt 1100 Anlagen ist laut Gutachten der Universitaet Kaiserslautern vertraeglich moeglich. Realistisch und daher unser GRUeNES Ziel bis 2010 ist ein Ausbau auf rund 1300 MW installierter Leistung mit etwa 1000 Anlagen.

Geothermie: Das theoretische Potenzial der Tiefen-Geothermie im Oberrheingraben ist riesig. Bisher gibt es aber noch keine Stromerzeugung aus Geothermie in RLP. In Planung oder Bau sind gegenwaertig 3 Anlagen (Landau, Speyer, Offenbach) mit maximal rund 15 MW installierter Leistung. Diese ergibt im Idealfall eine Einspeisung von 120 GWh Strom pro Jahr. Dies entspricht weniger als 1 % des heutigen Stromverbrauchs. Die Aufnahme der Stromerzeugung ist nicht vor 2007 zu erwarten. GRUeNES Ausbauziel: bis 2010 er- scheint uns ein Ausbau auf rund 25 MW installierter Leistung realistisch.

Wasserkraft: Im langjaehrigen Durchschnitt kann man mit knapp 1000 GWh rechnen. Damit ist nach heutiger Erkenntnis das Potenzial fuer die Nutzung der Wasserkraft in RLP weitgehend ausgeschoepft.

Treibstoffe aus Biomasse: Eine grosse Vision der Automobilindustrie ist der Wasserstoffantrieb. Heute ist aber absehbar, dass es noch Jahre dauern wird, bis das Wasserstoffauto Marktreife erlangt. Bis dahin muessen Alternativen zum Erdoel wie Treibstoffe aus NAWAROs genutzt werden. Entsprechend der EU-Biokraftstoffrichtlinie soll deren Anteil am Kraftstoffverbrauch von 2 % im Jahr 2005 auf 5,75 % im Jahr 2010 steigen. Bis 2020 soll der Anteil 20% betragen.