Sehr geehrter Herr Korte, wollen Sie sich eigentlich der Behandlung von Post-Vac Syndrom und Long-Covid annehmen?
Geade hier im Münsterland gibt es kaum Anlaufstellen und die Betroffenen müssen bis ins Ruhrgebiet oder weiter fahren um eine Behandlung zu bekommen.
Es sind auch keine Einzelfälle sondern Tausende, die betroffen sind.
Mit freundlichen Grüßen Martina P.
Sehr geehrte Frau P.,
vielen Dank für Ihre Frage. Die mangelnde Forschung und Versorgung rund um Long-Covid ist ein großes Problem, das bei Bündnis 90/Die Grünen auch als solches erkannt wurde. Als eines von ganz wenigen Krankheitsbildern hat es daher auch explizit Eingang in die Koalitionsverträge mit unseren Regierungspartnern auf Bundes- und Landesebene gefunden.
Um die Forschung zu intensivieren, sind im Bund Haushaltsmittel in Höhe von 16,5 Millionen Euro für die Jahre 2022 und 2023 vorgesehen und werden bereits bewirtschaftet. Darüber hinaus haben wir den Gemeinsamen Bundesausschuss, der die inhaltlichen Vorgaben zur gesundheitlichen Versorgung macht, per Gesetz beauftragt, bis Ende 2023 eine Richtlinie für die interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik von Long-Covid und ähnlichen Krankheitsbildern wie etwa ME/CFS zu erarbeiten. Gleichzeitig wird dadurch festgelegt, wie den Versicherten ein zeitnaher Zugang zu einem multimodalen Therapieangebot gesichert werden kann. Zwischenzeitlich wird ein Informations- und Beratungsangebot geschaffen. An die Webseite longcovid-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können sich Betroffene wenden und auch telefonisch Hilfestellung und Orientierung bei Fragen rund um die Themen Arztsuche, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Dies ist eine zeitlich begrenzte Initiative der Bundesregierung, um die derzeit offensichtlich bestehenden Lücken im Gesundheitssystem zu schließen, soweit dies der Politik möglich ist.
In der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen haben wir uns vorgenommen, den weiteren Ausbau von Kompetenzzentren und Ambulanzen zu fördern, um die aktuell sehr hohen Wartezeiten für Long-Covid-Sprechstunden zu reduzieren. Wir setzen uns als schwarz-grüne Koalition zudem dafür ein, dass Betroffene von Long-Covid und ME/CFS einen schnellen Zugang zum Sozialsystem erhalten.
Ebenso bedarf es einer besseren Vernetzung von Spezialambulanzen und Kompetenzzentren mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten, um das sich stetig weiterentwickelnde Wissen rund um Long-Covid, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom in die Fläche zu bringen und betroffenen Patient*innen in der Versorgung zugutekommen zu lassen. Uns sind die sehr seltenen Fälle von Impfnebenwirkungen, die dem Long-/Post-Covid-Syndrom ähneln und als Post-Vac-Syndrom diskutiert werden, bekannt. Sämtliche Zahlen dazu unterliegen aber großen Unsicherheiten, auch weil das Post-Vac-Syndrom weiterhin nicht wissenschaftlich abschließend definiert ist. Es bedarf entsprechender Forschungsanstrengungen um das Krankheitsbild wissenschaftlich abgesichert zu definieren, Ursachen zu identifizieren sowie mögliche Behandlungsstrategien auf ihre medizinische Wirksamkeit zu überprüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Robin Korte