Frage an Robert Jarowoy von Wähler H. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Jarowoy,
es ist mir unverständlich warum sich die Linkspartei.PDS darauf eingelassen hat auch auf
Platz zwei keinen eigenen Kandidaten zu nomieren.
Wie können sie es zulassen daß eine Ex-SPD Hinter
bänklerin Ihre Partei möglicherweise sogar im Bundestag vertritt?
Ein Person die nur mit Hilfe ihres früheren Parteibuches Karriere gemacht hat (vom SPD Senat
auf eine finanziell lukrative und sichere Stelle als Sektenbeauftragte gehievt), kann nun auch noch
auf Ticket der PDS einen noch lukrativeren Job als Bundestagsabgeordnete bekommen. Wie wollen Sie mit dieser Frau eine glaubwürdige Sozial- und Wirtschaftspolitik an den Wähler vermitteln???
Gruss
Peter Berg
Hallo Peter Berg!
Das Zusammenfinden von Kräften, die aus mehreren politischen Strömungen kommen, ist immer ein ebenso schwieriger wie komplizierter Prozeß. Zumal, wenn dieser Prozeß zunächst nicht von unten kommt, sondern mehr oder weniger überraschend von oben verordnet wird. In diesem Fall durch das sofort von Gysi unterstützte Lafontaine-Manöver nach der Wahl in NRW. Nachdem diese Forderung ("geht jetzt mal schleunigst zusammen" auf dem Tisch war, stellten wir überall fest, daß dies dem Wunsch und der Hoffnung sehr vieler Menschen entsprach. Dies schlug sich auch in den Umfrageergebnissen nieder und erhöhte den Druck, unbedingt zusammenzufinden, was in so einer kurzen Zeit, die uns verblieb, sicher nicht einfach war, denn schließlich hatte ja jeder seine Gründe gehabt, nicht in der PDS oder gerade in dieser oder lieber noch woanders zu sein. Ich selber bin seit 3 Jahren PDS-Bezirkssprecher in Altona, weil ich hoffte und hoffe, auf diesem Boden eine antikapitalistische, auf eine demokratische und ökologische sozialistische Gesellschaftsform hinarbeiten zu können bzw. meinen Beitrag in möglichst sinnvoller und wirkungsvoller Weise einbringen zu können. In vielen Bereichen, insbesondere im Widerstand gegen Hartz IV, Privatisierungen usw. gibt es große Überschneidungen mit der WASG. In manchen Punkten nicht. Allerdings gibt es auch innerhalb der Linkspartei.PDS Positionen, die ich nicht in allen Punkten teilen kann. Z.B. fände ich ein Abrücken von der 1400-€-Mindestlohnforderung genauso unerträglich wie die Haltung Biskys, der es begrüßt, daß Schröder für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde. Ich brauche nur an den ohne UN-Mandat von Schröder/Fischer voll mitgeführten Jugoslawien-Krieg zu erinnern oder an das Bereitstellen der ganzen Logistik für die Amerikaner im Irak-Krieg. Oder die grundgesetzwidrige Verteidigung der Bundesrepublik im Hindukusch.
Dennoch streite ich weiter in der Linkspartei.PDS für meine Positionen und werde dies auch gegenüber der WASG tun. Was nun Ursula Caberta angeht, so habe ich sie erst jetzt kennengelernt und wußte vorher nur von ihrem engagierten Kampf gegen die Scientology-Machenschaften. Dass sie wie Lafontaine aus der SPD kommt, ist bekannt, aber das heißt ja nun nicht, daß sie auf alle Zeit sozialdemokratische Positionen vertreten wird. Als Sozialist gehe ich davon aus, daß man - zumal in einer sich rapide verändernden Welt - sein Bewußtsein durch neue Erkenntnisse verändern kann, und wenn so viele von links nach immer weiter rechts gewandert sind - warum soll das nicht auch in der anderen Richtung möglich sein (wobei ich einen aufrichtigen Sozialdemokraten nicht als "rechts" bezeichnen würde)?
In diesem Sinne grüße ich Sie!
Robert Jarowoy