Frage an Robert Heinemann von Olaf L. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Heinemann,
diese Frage stellte ich im September ´07 in einer E-Mail bereits dem Amtsleiter der Behörde für Bildung und Sport, Herrn Norbert Rosenboom - eine Antwort habe ich leider bis heute nicht erhalten. Ich hoffe daher vielleicht von Ihnen meine Frage beantwortet zu bekommen. Ich fragte zu jener Zeit Herrn Rosenboom:
mit der Reform der Lernmittel-Beschaffung beteiligen sich seit dem Schuljahr 2005/06 auch die Eltern an den Kosten für Lernmittel. Bis heute konnte ich aber nicht ergründen, warum nur wir als Eltern dafür aufkommen sollen, wo doch die Schulbildung meiner Kinder später mal allen Menschen zu gute kommen wird.
Kinder groß zu ziehen ist schon für sich eine sehr kostspielige Angelegenheit, und die Schule an sich ist auch schon ohne Bücherbeschaffung ziemlich teuer. Warum also müssen die Eltern nun auch noch für die Beschaffung von Büchern in die ohnehin schon leere Tasche greifen?
Mir ist schon klar das damit auch der Zustand der Bücher verbessert werden sollte (obgleich mir die Schulbücher meiner Kinder mittlerweile auch etwas anderes erzählen), aber mir will einfach nicht einleuchten das die Bildung der Fachkräfte, Steuerzahler und Pflegekräfte von Morgen - somit also jedem zukünftigem Bürger von Nutzen - ausschließlich von den heutigen Eltern finanziert werden soll.
Können Sie mir das plausibel erklären?
Mit freundlichen Grüßen,
Olaf Lühmann
Sehr geehrter Herr Lühmann,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Ich bin in der Tat der richtige Ansprechpartner, weil die Politik die Reform der Lernmittel-Beschaffung beschlossen hat. Herr Rosenboom hat als (wenn auch leitender) Beamter nur die undankbare Aufgabe, unsere Beschlüsse umzusetzen.
Zu Ihrer Frage:
Abgesehen davon, dass die Bücher Ihrer Kinder mittlerweile in der Regel maximal drei Jahre alt sein sollten (wenn dies anders ist, empfehle ich Ihnen, einmal beim Lernmittelausschuss der Schule nachzufragen, in welchem ja auch Eltern vertreten sind) und von der Bildung Ihres Kindes natürlich auch Ihr Kind und Sie ganz persönlich profitieren, kann ich gut verstehen, dass Sie die Kosten für die Bildung Ihrer Kinder nicht alleine tragen wollen.
Wir sind uns aber sicherlich auch einig, dass Sie dies nicht tun: Ein Schüler in Hamburg kostet den Steuerzahler im Durchschnitt 6.400 Euro im Jahr. Für Bildung (Kita, Schule, Hochschule) werden in Hamburg insgesamt rund 30% des Gesamthaushaltes oder drei Milliarden Euro ausgegeben.
Trotzdem ist es erklärungsbedürftig, weshalb die ohnehin finanziell belasteten Eltern jetzt auch noch die Schulbücher bezahlen dürfen. Drei Gründe gab es dafür:
1.) In Hamburg herrschte schon lange keine Lernmittelfreiheit mehr, sondern eine Lernmittelmangelverwaltung. In vielen Fächern fehlten Bücher ganz, andere waren völlig veraltet, es regierte die Zettelwirtschaft (für die Eltern gerne finanziell mit einem "Kopiergeld" herangezogen wurden) und nicht wenige Bücher (z.B. Atlanten) mussten trotz angeblicher Lernmittelfreiheit gekauft werden. Da guter Unterricht gute Schulbücher braucht, wollten wir diesen Zustand beenden.
2.) Es wurde vielfach festgestellt, dass Bücher, für die man bezahlt hat, von den Schülern sorgsamer behandelt werden als Bücher, die "umsonst" sind.
3.) Wir wollten die Neuverschuldung in Hamburg auf Null drücken. Schon jetzt zahlen wir eine Milliarde Euro pro Jahr an Zinsen (das Geld fehlt uns für die Bildung) - und wir müssen verhindern, dass wir unseren und Ihren Kindern eine völlig überschuldete Stadt hinterlassen, die dann gar keinen finanziellen Spielraum mehr hat.
In der Hoffnung, dass meine Erklärung für Sie zumindest plausibel ist verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Robert Heinemann
Schulpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion