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Frage von Dr. Joachim G. •

Frage an Robert Heinemann von Dr. Joachim G. bezüglich Bildung und Erziehung

Soweit ich weiß, findet seit vielen Jahren Schulunterricht in entsprechenden Klassen auch in türkischer Sprache statt, und zwar sogar auch mit dem Ziel, an sich deutschsprachigen Schülern mit türkischem Hintergrund auch erstmalig die türkische Sprache beizubringen. Um damit ihr türkische Identität zu stärken - bzw. zu begründen.

Ist das zutreffend? Halten Sie dies ggf. für sinnvoll? Wird damit nicht die Gettobildung gefördert?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Dr. Granzow,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Mail. Die Antwort hat leider etwas länger gedauert, weil ich zunächst einmal nach der genauen Faktenlage geforscht habe:

Derzeit wird in Hamburg an rund 40 Schulen herkunftssprachlicher Unterricht erteilt. Dabei werden etwa 20 Sprachen abgedeckt, die Lehrkräfte werden etwa zur Hälfte für herkunftssprachlichen Unterricht und für Sozialarbeit an den Schulen eingesetzt.

Schon lange gibt es Diskussionen über Sinn und Unsinn dieses herkunftssprachlichen Unterrichts. Befürworter argumentieren, dass er das Selbstbewusstsein der Kinder stärkt, ihre Arbeitsmarktchancen verbessert und zudem eine Rückkehroption ins Herkunftsland eröffnet. Gegner wollen die notwendigen Ressourcen lieber in Deutsch-Unterricht investieren, um die Integration der Kinder zu verbessern.

Seit dem Frühjahr dieses Jahres liegen neue wissenschaftliche Ergebnisse vor. Die CDU-Gruppe in der Enquete-Kommission zu den Konsequenzen aus der PISA-Studie hat daher am Wochenende folgende Formulierung vorgeschlagen:

"Die von Bundesbildungsministerium finanzierte Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration (AKI) hat jüngst festgestellt, dass Zweisprachigkeit jungen Migranten keinerlei Vorteile in Bildungs- und Berufslaufbahn bringt. Bezüglich der Auswirkungen herkunftssprachlichen Unterrichts auf das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler gibt es international nicht eindeutige Ergebnisse. Angesichts zeitlich wie
finanziell begrenzter Ressourcen muss das Erlernen der deutschen Sprache daher klarer Schwerpunkt schulischer Arbeit sein. Die Herkunftssprachen sollten dafür verstärkt als Alternative zur 2. Fremdsprache (nach Englisch) angeboten werden."

Bislang konnte hierüber in der Enquete-Kommission noch keine Einigkeit hergestellt werden.

Die Bildungsbehörde selber prüft derzeit noch, welche Konsequenzen sie aus der genannten Studie ziehen will. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit dieser Antwort einen Einblick in unsere Überlegungen geben konnte und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Robert Heinemann