Frage an Robby Schlund von Wilfried M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Schlund,
Dr. med. Reuther ("Der betrogene Patient") hat geäußert: "Die Ethik steht in der Medizin sicherlich nicht höher als bei Autoverkäufern." (1)
Mich interessiert zunächst, ob Sie diese Sichtweise teilen.
Falls Sie diese Sichtweise teilen: Steht diese Ethik mit den Forderungen im Einklang, die in den Berufsordnungen für Ärzte normiert sind bzw. in der Bundesärzteordnung?
Was ist ggf. politisch zu tun?
Mit freundlichen Grüßen
W. M.
1) min 12:41 hier: https://www.youtube.com/watch?v=jyemPnEstEw
Sehr geehrter Herr M.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Herr Gerd Reuther ist bekannt für sein Buch „Der betrogenen Patient“ in denen er u.a. den Missbrauch der Wissenschaft zur Rechtfertigung zweifelhafter Therapiemethoden, das Erfinden von neuen Krankheiten zur Ausweitung der Verdienstzone, die Beeinflussung des ärztlichen Denkens durch industrielle Geldgeber oder auch die Fehlanreize des DRG-Systems beklagt.
Mit dem Zitat "Die Ethik steht in der Medizin sicherlich nicht höher als bei Autoverkäufern." rückt er die Medizin als solche und die Ärzte im speziellem in ein sehr schlechtes Licht. Denn die Medizinische Ethik beinhaltet grundlegende Werte wie das Wohlergehen des Menschen, das Verbot zu schaden und das Recht aus Selbstbestimmung der Patienten. Alles in allem sind die sittlichen Normsetzungen, die für das gesamte Gesundheitswesen gelten, somit im weitesten Sinne auch für Patienten.
Unser Gesundheitssystem ist vielfältig, aber auch sehr kostenintensiv und leider hat es auch seine Ecken und Kanten. Mit wachsender demografischer Entwicklung muss es stetig an neue Bedingungen angepasst und verändert werden. Das wird aber sehr oft versäumt oder erst viel zu spät in Angriff genommen. Deshalb arbeite ich, im Rahmen meiner Tätigkeiten im Gesundheitsausschuss, mit meinen Kollegen zusammen an der Verbesserung des Deutschen Gesundheitssystems im Sinne unserer Patienten. Kranke Menschen müssen unter Berücksichtigung des Gebotes der Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit die bestmögliche Versorgung erhalten, aber gleichzeitig dürfen die Beitragszahler nicht überfordert werden.
Der medizinische Alltag allerdings wird überschattet von zunehmenden bürokratische Vorgaben, ökonomischen Zwängen, Wirtschaftlichkeitsprüfungen und Regressverfahren. Deutsche niedergelassene Ärzte verbringen im Durchschnitt zwischen 50 und 60 Wochenstunden in der Praxis um (eigentlich) Patienten zu behandeln. Allein 8 bis 10 Stunden müssen für Bürokratie aufgebracht werden. Hinzukommt der ständige Blick auf die Budgetvorgaben, um dieses nicht zu überschreiten. Deshalb fordern wir, die Alternative für Deutschland, hier den Abbau der Bürokratie, die Abschaffung der Budgetierung und die Aussetzung der Regressverfahren.
Im klinischen Bereich ist der Patienten seit Einführung des DRG-Systems lediglich eine Nummer, die mit speziellen Diagnosenketten noch kränker dargestellt werden muss, damit er nicht „blutig“ entlassen werden muss. Personalnotstand, kürzere Liegezeiten und damit verbundenen Komplikationen bei Patienten, Zunahme der Privatisierung von Krankenhäusern bezeichnen die Realität. Medizinische und pflegerische Entscheidungen sind der ökonomischen Effizienz des Krankenhauses ausgesetzt. Bedarfsqualität und Behandlungsnotwendigkeiten orientieren sich nicht mehr am Patientenwohl. Die AfD setzt sich deshalb für die Abschaffung des DRG-Systems ein.
Die niedergelassenen Ärzte in Deutschland müssen das Recht haben, ihren Beruf in Deutschland uneingeschränkt auszuüben. Die Budgetierung grenzt die vertraglich zugesicherte freie Berufsausübung unzulässig und zu Lasten der Patienten ein. Deshalb muss eine ausschließlich ökonomisch begründete Einschränkung der Therapiefreiheit des Arztes sofort außer Kraft gesetzt werden. Allgemeine Standards und starre Budgetvorgaben dürfen nicht über die individuelle Art und Weise einer medizinischen Behandlung entscheiden.
In der aktuellen Lage sehe ich persönlich die Ärzte als Marionette im Teil des Gesundheitswesens, die wir aus Ihren Fängen befreien müssen.
Ich danke Ihnen für Ihre Mühe und Ihr politisches Interesse.
Ihr Dr. Robby Schlund