Frage an René Röspel von Patrick R. bezüglich Kultur
Guten Tag herr Röspel,
wie ist ihre Einstellung bezüglich Computerspiele, in dessen Augenscheinlich laut einigen ihrer Parteianhängern Gewalt verherlicht wird?.
Ich als langjähriger Computerspieler, der auch Spiel-Gernes wie "Ego-Shooter" Spielt fühle mich nicht verstanden. Ich bin ein friedlebender Mensch und will nicht von der Politik als "Killer" Abgestempelt werden.
Es würde mich freuen wenn sich die Politik mehr mit diesem Thema Ausseinandersetzt, und nicht immer das Negative darin sieht.
Mit freundlichen Grüßen
P. Rueckheim
Sehr geehrter Herr Rueckheim,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Computerspiele.
Vorab meine persönliche Bemerkung: Ich mag keine Gewalt-Computerspiele, kann auch nicht nachvollziehen, was daran unterhaltsam sein soll, möglichst viele virtuelle "Gegner" zu killen und werde das meinen Kindern auch nicht vormachen.
Unabhängig davon haben Computerspiele in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Sie sind wirtschaftlich, technologisch, kulturell und gesellschaftlich zu einem wichtigen Einflussfaktor in Deutschland geworden. Unabhängig vom Alter nehmen immer mehr Spielerinnen und Spieler Anteil daran. Computerspiele transportieren gesellschaftliche Abbilder und thematisieren eigene Inhalte. Sie werden damit zu einem bedeutenden Bestandteil von Menschen in unserem Lande.
Wie Sie wissen, existieren heute sehr unterschiedliche Computerspielegenres. So gibt es zum Beispiel Simulations- und Sportspiele, Strategie- und Rollenspiele, aber auch die von Ihnen angesprochenen "Shooter." Auch in diesem Genre gibt es eine große Bandbreite. In Deutschland spielen nur ca. 3 bis 5 Prozent aller Spieler "Shooter".
Ich denke, die meisten erwachsenen Spielerinnen und Spieler sind mit mir einer Meinung, dass gewalttätige Computerspiele (genauso wie ähnliche Medien) nicht in die Hände von Kindern oder Jugendlichen gehören. Das bedeutet aber keine generelle "Abstempelung" aller Spielerinnen und Spieler unabhängig vom Alter. Auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) verweist in Ihrem Bericht "Jugendgefährdung und Computerspiele" darauf, (zu finden unter http://www.bundespruefstelle.de/bmfsfj/generator/bpjm/redaktion/PDF-Anlagen/jugendgefaehrdung-und-computerspiele,property=pdf,bereich=bpjm,sprache=de,rwb=true.pdf ), dass es keinen Automatismus zwischen Medienkonsum und einem bestimmten (positiven oder negativen) Verhalten gibt. Vielmehr sind Heranwachsende durch eine Kombination sozialer Aspekte (zum Beispiel geringe soziale Problemlösungsfähigkeit) und gewalthaltigen Computerspielen einem besonders hohen Risiko negativer Folgen ausgesetzt. Auch die Art und Form der Gewaltdarstellung ist nach Meinung der BPjM für die Höhe des Risikos ausschlaggebend. Dennoch werden im Bericht auch deutlich die Gefahren angesprochen.
Nach furchtbaren Ereignissen wie den Amokläufen in Emsdetten oder Erfurt gibt es immer Versuche einfache Antworten auf das Unfassbare zu geben. Nach den Schul-Amokläufen waren es die sogenannten "Killerspiele" (in den USA wurde in ähnlichen Fällen eine bestimmte Art von Musik als Auslöser genannt). Ich glaube nicht, dass man diese Ereignisse so einfach erklären kann. Jeder Fall muss einzeln betrachtet werden. Ursachen werden eher in der Psyche und im sozialen Umfeld des Täters zu finden sein. Einige Fälle wird man wahrscheinlich nie eindeutig "klären" können. Eine Vorverurteilung der überwältigenden Masse an "friedlichen" Computerspielern ist für mich deshalb der falsche Weg.
Die SPD-Bundestagsfraktion hat diese Position in einem Antrag (siehe Anlage), zusammen mit der Union, noch einmal bekräftigt. In diesem Antrag wird auch die Einrichtung eines von der SPD initiierten Deutsche Computerspielpreises gefordert. Hiermit sollen besonders hochwertige Spielkonzepte aus Deutschland, ähnlich dem Deutschen Filmpreis, anerkannt und ausgezeichnet werden. Die erste Preisverleihung wird wahrscheinlich im Frühling 2009 stattfinden.
Lassen Sie mich am Ende noch einmal den Bericht der BPjM zitieren: "Eine differenzierte Diskussion über die Frage "Wann sind Computerspiele für Jugendliche beeinträchtigend, wann sind sie jugendgefährdend, wann sind sie gewaltverherrlichenden?" hilft dem Jugendmedienschutz mehr als sehr vereinfachte Entweder-Oder-Fragstellungen." Wir als SPD führen diese Diskussion (mit einigen Ausnahmen) sehr differenziert. Eine generelle "Abstempelung" wird es deshalb mit uns nicht geben.
Mit freundlichen Grüßen
René Röspel