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Frage von Silvia S. •

Frage an Renate Schmidt von Silvia S. bezüglich Familie

Betr.: Sendung AnneWill-02.03.
Ich bin keine Rabenmutter - 2 Jahre älter als Sie - habe 2 Kinder in qualifizierter Betreuung gewußt- nur zum Preis des Essens in Krippe, Kindergarten und Hort; hatte gleichberechtigt in der ehemaligen DDR eine geachtete Berufschance und ´nahm sie auch wahr: Studium in Regelzeit und anschließende Referandarzeit - trotz oder mit 2 Kindern - wundert sich, dass die guten und auch glücklich-erfüllten Lebenserfahrungen aus der DDR in der BRD keine Erwähnung Wert sind. Die DDR-Pleite ist vielleicht die Ursache dafür , dass Bildung und auch Kinderbetreuung eine Sache des Staatshaushaltes war und für die Bürger aus meinem Teil Deutschlands eine Selbstverständlichkeit. Ich habe meine Kinder immer gut versorgt gewußt- keine Frage war auch meine lückenlose Berustätigkeit von 1955 Lehrbeginn- 1958-1960 ABI in ABF- 1960-1964 Universitätsstudium Lehrer- ab 1964 bis 1990 Lehrerin; Wende1990/91 Studium Sozialpädagogik und Arbeit als Sozialpädagogin bis zur Rente 2001 (in einer Bildungsgesellschaft , die aus Bayern nach Leipzig kam und nur zu einem Haustarif entlohnte).
Aber bereits als Ostdeutsche Lehrerin war mir eine frühkindliche Bildung und Erziehung sehr recht sowie gut für ihre Entwicklung und ich wußte meine Kinder auch im (kostenlosen) Schulhort sehr gut betreut.
Nachhilfeunterricht ist erst eine Einnahmequelle für gewisse Institutionen seit der Wende - früher gehörte es zum Lehrerethos, für seine Lehrerleistung gerade zu stehen und im Unterricht jedes Kind zu fördern; auch wußte ich um das reaktionäre gegliederte Schulsystem, was nur die BRD, die Schweiz und Österreich beteiben - meine Kinder gingen nach der 8. bzw, 10. Klasse in eine EOS, da sie Berufe ergreifen wollten, die ein Studium erforderten. Sie waren dazu geistig in der Lage .Heute werden ab dem 10.Lebensjahr die Weichen fürs Gymnasium gestellt - meist über die Köpfe der Kinder!
Darüber sollte mal ehrlich ein Soll-Ist-Vergleich geführt werden.
Wie stehen Sie dazu als SPD-Mitglied

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schreiber,

Sie haben Recht. Die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder waren in der DDR nicht schlecht und auch heute haben wir in den ostdeutschen Bundesländern eine deutlich bessere Versorgungsquote z.B. an Krippenplätzen als in den westdeutschen Bundesländern.

Als die zwei größten Ungerechtigkeiten in unserem Land bezeichne ich zum einen die Tatsache, dass ein Kind aus einer bildungsfernen, benachteiligten Familie eine bis zu sechsmal schlechtere Chance hat Abitur zu machen, als ein Kind aus einer bildungsnahen, gutsituierten Familie und das bei gleichen, teilweise sogar höheren Begabungen und Intelligenz und zum zweiten die Tatsache, dass so viele Kinder mit ihren Fähigkeiten verloren gehen und dies in unserem an Kindern so armen Land.

Für eine gute und frühe Betreuung unserer Kinder geht es also um ausreichende Quantitäten und gute Qualitäten, um Verlässlichkeit für Kinder und Eltern.
Das reicht aber nicht, denn gute Betreuung, Bildung und Erziehung ab einem Jahr bedeutet nicht nur bis 3 oder bis 6 Jahren. Sie müssen sich fortsetzen mit Ganztagsschulen, die nicht die Verlängerung des Unterrichts in den Nachmittag sind, sondern mit neuen Unterrichtsformen, die Freude am Lernen nicht schon in der dritten Klasse ersticken. Die die Schülerinnen und Schüler individuell fördern, statt sie kollektiv einzuteilen und auszugrenzen. Nur so werden wir Chancengleichheit herstellen können, die z.B. mit 1,8 Mrd € Ausgaben der Eltern für Nachhilfeunterricht längst nicht mehr gegeben ist. Nachhilfeunterricht, den es im Pisa-Siegerland Finnland weder semantisch, noch tatsächlich gibt. Allerdings ist das Schulsystem in Deutschland Ländersache. Wir als Bundespolitiker/innen haben hier leider überhaupt keinen Einfluss.

Mit freundlichen Grüßen
Renate Schmidt