Frage an Renate Schmidt von Horst H. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Schmidt,
als ehemalige Programmiererin und durch Ihre Mitgliedschaften in den Ausschüssen für Kultur und Medien sowie für Jugend sind Sie prädestiniert für meine Frage. Es geht um das geplante, automatische Verbot von gewaltbeherrschten Computerspielen für Kinder und Jugendliche.
Wie ist sichergestellt, dass dieses Verbot nicht auch mündige Erwachsene vom Erwerb solcher Computerspiele (sowie Filme) ausschließt? Und wichtiger noch: Wie stehen Sie persönlich zu diesem Verbot?
Niemand zweifelt ernsthaft an der Tatsache, dass gewaltbeherrschte Medien nicht in Kinderhände gehören. Doch fürchte ich, dass ein Verbot dafür sorgen wird, dass derartige Spiele vollständig aus den Händlerregalen verschwinden werden. Zu gewaltbeherrschten Spielen werden künftig wohl ausnahmslos alle Ego-Shooter und Actionspiele sowie die meisten Strategiespiele zählen.
Als Spieleredakteur hängt meine berufliche Karriere von dieser Entscheidung ab. Daher habe ich ein berechtigtes Interesse daran, dass ein Verbot gewaltbeherrschter Spiele nicht zu einem kompletten Umbruch der deutschen Spielelandschaft führen wird. Besser wäre es aber, wenn dieses Verbot gar nicht erst beschlossen würde.
Schließlich ist es bereits heute Händlern untersagt, USK18-Titel an Minderjährige zu verkaufen. Bitte bedenken Sie, dass ein Verbot die komplette Spieleindustrie in Deutschland negativ beeinflussen würde. Der gewünschte Erfolg, nämlich Jugendgewalt einzuschränken, würde sich dagegen nicht einstellen, da es keinen erwiesenen Zusammenhang zwischen Computerspielen und Jugendgewalt gibt.
Das Verbot wäre außerdem äußerst lückenhaft. Mittlerweile können alle Computerspiele auch oder sogar ausschließlich über das Internet bezogen werden. Somit würden ausländische Versandhäuser und (legale) Download-Serviceanbieter von dem Verbot profitieren, während deutsche Firmen pleite gingen.
Für Ihre Antwort danke ich im Voraus, insbesondere aber für Ihre Zeit.
Sehr geehrter Herr Heindl,
„gewaltbeherrschte“ Computerspiele sind für Jugendliche bereits heute verboten. Es ist sinnvoll darüber nachzudenken, nicht jedes einzelne solcher Spiele zu indizieren, sondern sie für Jugendliche automatisch unzugänglich zu machen. Erwachsene könnten sie dennoch weiter erwerben. Ich bin überzeugt, dass Jugendschutz schwerer wiegt als industrielle Interessen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass teilweise grässliches Zeug über das Internet heruntergeladen werden kann. Hier setzt die Verantwortung der Eltern ein. Ich bin Mitglied im Kuratorium von Schau Hin (http://www.schau-hin.org/) und appelliere daher auch an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern.
Ich finde es wichtig, dass es Altersfreigaben gibt und dass sich die Computerspieler auch an diese Altersfreigaben halten. Das ist leider nicht immer der Fall.
Mit freundlichen Grüßen
Renate Schmidt