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Frage von Harry T. •

Frage an Renate Schmidt von Harry T. bezüglich Senioren

Hallo Frau Schmidt,

ihre Antwort auf das Schreiben von Herrn Sollinger empfinde ich als sehr unbefriedigend.

Unseren heutigen westdeutschen Rentnern ist es mit ihrer Arbeitskraft zu verdanken, wo wir heute wirtschaftlich stehen, trotz aller Misswirtschaft der Politik der vergangenen Jahrzehnte, egal ob CDU, SPD, FDP usw.

Sie schreiben, daß derzeit eine deutliche Rentenerhöhung nicht finanzierbar sei.

Ich Frage Sie warum nicht?
Warum ist eine Unternehmenssteuerreform finanzierbar?

Ihr Politiker redet von freier Marktwirtschaft und Globalisierung.

Warum werden dann jährlich ca. 145 Milliarden Euro an Subventionen in Deutschland gezahlt?
Wie werden die finanziert?

Schauen sie sich nur die jährlichen negativen Berichte des Bundes für Steuerzahler und der sieben Wirtschaftsweisen an, wo Milliarden Euro verschwendet werden.

Sie schreiben, die SPD tritt weiter dafür ein, dass wir eine Zukunft gestalten, die für alle Generationen ein lebenswertes Leben bietet.
Dieses ist doch wohl sehr unglaubwürdig, da doch wohl sie, die SPD, sehr großen Anteil und Verantwortung an der heutigen finanziellen Misere z.b. der Rentner hat.

Wie wollen sie die Zukunft aller Generationen lebenswert gestalten?
Nennen sie Zahlen und Fakten?

Grüße

H. Trampnau

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Trampnau,

vielen Dank für Ihre Nachfrage.
Gerne erläutere ich Ihnen, was meiner Meinung nach dafür getan werden muss, damit die Zukunft für alle Generationen lebenswert gestaltet werde kann.
Politik für alle Generationen heißt für mich einerseits:
•Jungen Erwachsenen zu ermöglichen, sich ihre Kinderwünsche zu erfüllen,
•unseren Kindern und Jugendlichen die beste Förderung in und außerhalb der Familie zukommen zu lassen,
•Armut – insbesondere von Kindern und Familien – zu bekämpfen,

und andererseits die Lebensleistung der heute Älteren – auch in der Rente – ausreichend berücksichtigen
•die "gewonnenen Jahre" – wir haben heute die längste Rentenbezugsdauer, die wir je hatten - für die ältere Generation und für die Gesellschaft besser zu nutzen,
•und den Hochbetagten die Hilfe zu sichern, die sie für ein Leben in Würde benötigen.
Dies alles geht aber nicht, wenn wir nicht genügend Kinder haben, Kinder, die sich für ihre Großeltern verantwortlich fühlen. Junge Erwachsene, die den Wohlstand nicht nur für sich, sondern auch für Ältere erwirtschaften.

Nun möchte ich vor allem auf die fitte ältere Generation zu sprechen kommen, da Sie mich danach gefragt haben:
Vor kurzem konnten wir einer Meldung des Statistischen Bundesamtes entnehmen: Die Lebenserwartung der Deutschen ist weiter gestiegen. Dies gilt für die Neugeborenen, aber auch für die Lebenserwartung der Seniorinnen und Senioren. Ein heute 60jähriger Mann hat noch durchschnittlich 19,5 Jahre, eine Frau noch 23,7 Lebensjahre vor sich.

Dies ist eine Generation der gewonnenen Jahre, wie sie noch keine Generation zuvor erleben durfte.
Das ist etwas Positives. Wir aber reden von Überalterung oder gar Vergreisung. Die Japaner, die einen noch höheren Altersdurchschnitt haben als wir reden von ihrem Land, als dem Land des langen Lebens.

Für die meisten Menschen dieser Altersgruppe bedeutet dies, dass sie auf eine Zukunft blicken, die so viel Zeit umfasst, wie Kindheit, Jugend und junges Erwachsenenalter zusammengenommen. Dies ist eine Lebensphase, in der die meisten bei guter Gesundheit sind und – trotz der notwendigen Einschnitte bei der staatlichen Versorgung – eine gute materielle Absicherung besitzen.

Wir sind in der Bundesrepublik nach wie vor dem „Jugendlichkeitswahn“ verhaftet. Jugend wird gleichgesetzt mit Kreativität, Aktivität, Innovationsfähigkeit und Dynamik. Alter wird gleichgesetzt mit Stagnation. Hierfür gibt es keine objektive Basis, vielmehr liegt dem ein Zerrbild des Alters zugrunde.

Alt-Sein wird immer noch gleichgesetzt mit „Alt, Krank, und Hilflos“.

Neben dieses unzutreffende Bild des Alters als Zeit von Siechtum und ausufernden Gesundheitskosten tritt in letzter Zeit die gegenteilige Vorstellung, Alter bedeute ein Leben in Luxus und unbegrenztem Freizeitgenuss.
Das öffentliche Bild des Alters bewegt sich zwischen Pflegebett und Mallorca.

Die Tatsachen sehen anders aus. Ältere Menschen sind keineswegs automatisch hilfs- oder pflegebedürftig: Nur rund 5% der Menschen über 65 Jahren leben in Heimen.

Ebenso wenig verbringen sie mehrheitlich ihren Lebensabend im Liegestuhl unter Palmen. Die Zahl der so genannten Ruhestands-Migranten/innen ist so gering, dass sie statistisch überhaupt nicht nachweisbar ist.

Wie aber leben ältere Menschen denn wirklich?

Wenn wir auf die Fakten schauen, so sehen wir bei älteren Menschen neben dem berechtigten Bedürfnis nach privaten Freiräumen eine ganze Bandbreite von Aktivitäten, von Kreativität und Innovationskraft. Wir erleben Verantwortung für die Gesellschaft und Solidarität mit den anderen Generationen.

Was für konkrete Ziele können wir daraus folgern?
- Wir müssen die Frühverrentung verringern. Der frühere Irrweg hat noch fitte ältere Menschen zu Lasten der Rentenkassen aus dem Arbeitsmarkt gedrängt.
- Wir müssen Anreize schaffen, denn es ist nachgewiesen, dass sich das Know How älterer Menschen im Berufsleben für die Wirtschaft lohnt. Altersgemischte Belegschaften sind nachweislich die produktivsten.
- Auch Produkte, die Ältere ansprechen bieten ein riesiges wirtschaftliches Wachstumspotential. Angebote, die sich an den unterschiedlichen Lebensphasen älterer Menschen orientieren, bieten mehr Komfort und auch mehr Lebensqualität. Und das nicht nur für die ältere Generation, sondern für alle Menschen. Hier eröffnet sich für den Markt eine große Chance, mit nutzergerechten Produkten und Dienstleistungen nicht nur eine kaufkräftige, sondern sogar eine generationenübergreifende Kundschaft zu gewinnen. Neben Telefonen mit größeren Tasten und einem gut lesbaren Display, benutzerfreundlichen elektronischen und medizinischen Geräten haben auch spezielle Bildungsprogramme und Sportkurse und kulturelle Angebote für Senioren ein enormes Wachstumspotential. Dasselbe gilt für Autos, die den Bedürfnissen Älterer entsprechen. Im Übrigen: nicht selten gefallen solche Produkte auch Jüngeren.

Meine Ausführungen sind nun etwas länger geworden, obwohl ich nur die Generation der fitten Älteren angesprochen habe. Aber ich denke, dass Ihnen deutlich wurde, was wir alles für die verschiedenen Generationen tun müssen und dass es nichts bringt, einseitig hohe Rentenerhöhungen zu fordern, während andere Gruppen in unserer Gesellschaft Einschränkungen hinnehmen müssen.

Nun aber noch kurz zu Ihrer Frage zur Unternehmenssteuerreform:
Das Ziel der Unternehmenssteuerreform ist es gerade nicht, in Zukunft weniger Steuern von den Unternehmen einzunehmen – im Gegenteil: Das Aufkommen der für die Kapitalgesellschaften relevanten Körperschaft- und Gewerbesteuer soll von rd. 58,5 Milliarden Euro in diesem Jahr – also vor der Reform – nach einem kurzfristigen Rückgang im ersten Reformjahr 2008, auf schließlich knapp 75 Milliarden Euro im Jahr 2012 steigen.

Mit freundlichen Grüßen
Renate Schmidt