Frage an Renate Schmidt von Thomas W. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Schmidt,
leider ist meine kleine Familie gerade im Begriffe, ein Opfer einer Politik zu werden, welche Familienpolitik auf Frauenpolitik reduziert. Ich bin entsetzt, wie leicht es meiner Noch-Frau gesetzlich gemacht wird (sie wird ja geradezu dazu angestachelt), mich familiär ins Abseits zu schieben, von unserer Tochter zu entfremden und seelisch und finanziell zu demontieren.
Eine derart destruktive Politik hat freilich eine Tradition, welche in der Vergangenheit weit über Ihre Amtszeit hinausragt.
Im Blick auf die Zukunft ist eine solche Politik auch frauenfeindlich, da sich aus der drohenden Vaterlosigkeit für meine Tochter - also eine Frau von morgen - erhebliche Nachteile ergeben werden. Auch demographisch und ökonomisch sind die Auswirkungen verheerend, da vaterlose Kinder nicht nur schlechtere Schüler und mit erhöhtem Kriminalitätsrisiko behaftet sind, sondern ein Beispiel wie unseres (und davon gibt es massenhaft!) auch potenzielle Väter vom Zeugen von Kindern abschreckt, was meiner Ansicht nach die Hauptursache für die hierzulande so niedrige Geburtenrate darstellt. Daher meine Fragen: Werden Sie sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Familie einsetzten, auch wenn dies bedeutet, dass Frauen in die Verantwortung genommen werden? Nehmen Sie das Thema Zeugungsstreik und dessen wahre Ursachen ernst? Werden Sie bereit sein, endlich damit zu beginnen, Familien als Ganzes auch vor der Scheidung zu fördern? Ist Ihnen überhaupt bewusst, dass es in Deutschland Väter in Not gibt? Ist Ihnen bewusst, dass Männer emotionale Wesen sind, denen Bindungsverluste genauso stark zusetzen wie Frauen und Kindern auch? Sind Sie der Meinung, dass Kinder ihre Väter brauchen?
Sehr geehrter Herr Walter,
in den vergangenen Wochen habe ich bei kandidatenwatch viele Fragen von Männern und Vätern bekommen, die im Kern ähnliche Punkte angesprochen haben wie Sie.
Als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fühle ich mich selbstverständlich auch für die Belange von Männern und insbesondere auch Vätern zuständig. Wie Sie an den hier gestellten Fragen anderer Väter sehen können, stehen Sie mit Ihren Sorgen nicht allein da - auch wenn sicherlich jede einzelne Situation anders ist. Mir zeigt es, wie wichtig es ist, für die Zukunft gute Regelungen zu finden. Wie bereits in anderen Antworten dargestellt, bin ich der Meinung, dass ein Kind für seine Entwicklung beide Elternteile braucht: Mutter und Vater. Durch die Kindschaftsrechtsreform haben wir ein gutes Gesetz geschaffen, das helfen soll, den Kindern ihre Eltern zu erhalten, auch wenn diese sich trennen. Aber wir wissen: Das beste Gesetz kann sich nicht entfalten, wenn die Adressaten nicht kooperieren. Dies gilt im Umgang mit Kindern umso mehr. Deshalb prüfen wir derzeit, wie die Rechtslage verändert werden kann, um den Umgang mit Kindern durchzusetzen. Das Bundesjustizministerium ist das federführende Ressort für diese Aufgabe.
Mit freundlichem Gruß
Renate Schmidt