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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Edmund S. •

Was ist ihre Lösung zur Beendigung des 92-tägigen Klima-Hungerstreiks in Berlin neben dem Wirtschaftsministerium für Ehrlichkeit in Bezug auf die dramatische Bedrohung durch die Klimakatastrophe?

Deren Gesundheitszustand ist schon äußerst kritisch. Ihre vergleichsweise bescheidenen Forderungen:

„Wir fordern den Bundeskanzler auf, die folgenden einfachen Wahrheiten in einer Regierungserklärung auszusprechen:

Der Fortbestand der menschlichen Zivilisation ist durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet.

Der CO₂-Gehalt in der Luft ist viel zu hoch (0,42 ‰). Der Weltklimarat zeigt einen Weg (SSP1-1.9 “1,5°-Pfad”), mit dem die Menschheit die beste Überlebenschance hat.

Dieser Pfad hat einen Zielwert von 0,35 ‰ (bis zum Jahr 2150). Das bedeutet, es sind bereits jetzt hunderte Gigatonnen zu viel CO₂ in der Luft.

Wir müssen jetzt, wenn auch mit Jahren Verspätung, radikal umsteuern.“

Die genaue wissenschaftliche Begründung mit Quellenangaben (UNO, IPCC, …) finden Sie hier:

https://hungern-bis-ihr-ehrlich-seid.de/forderungen/

P.S.: Seit kurzem haben wir bereits die 1,6° Erderwärmung im 12-Monatsschnitt überschritten. Die Frequenz der Katastrophenmeldungen steigt ständig!

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Wir verstehen Ihre Sorge um die Hungerstreikenden und wissen um deren kritischen Gesundheitszustand. Einige Kolleg*innen haben das Camp in den letzten Wochen besucht und sich mit den Protestierenden ausgetauscht.

 Die Darstellung der Situation durch die Hungerstreikenden entspricht grundsätzlich den bekannten Fakten, wie sie in den IPCC-Berichten nachzulesen sind. Die Klimakrise ist eine noch nie dagewesene Bedrohung für unsere soziale, demokratische und wirtschaftliche Sicherheit. Weltweit bedroht sie das Leben vieler Millionen Menschen, macht Land unbewohnbar, befeuert das Artensterben.

 Wir Grünen haben uns früher als andere mit der Klimakrise befasst, als das Thema für andere noch im Hintergrund stand. Seit jeher haben wir für ambitionierten Klimaschutz geworben und werden das auch weiterhin tun. Wir sind uns der Dringlichkeit der Lage bewusst und erkennen die Notwendigkeit des sofortigen Handlungsbedarfs. Aber dafür braucht man in einer Demokratie Mehrheiten.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass ambitionierter Klimaschutz hart umkämpftes Terrain ist. Bei der Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz hat sich die fossile Lobby wieder einmal aufgebäumt. Für die Zuschauenden wurde deutlich: Politisch ist der Einsatz für Veränderung immer noch äußerst riskant und verhetzbar. Und viele Menschen fürchten sich vor Veränderungen. Klar ist aber auch, dass eine Begrenzung der Klimaerhitzung ohne Veränderungen nicht möglich ist. Eisern am Status quo festzuhalten, führt nur zu mehr Überschwemmungen, Dürren, Ernteausfällen - und damit auch zu höheren Kosten. Wir brauchen Akteur*innen, die auch bei Gegenwind für Klimaschutz einstehen, und breitere Bündnisse nicht nur für Ziele, sondern auch für Maßnahmen.

 Wir begrüßen zivilgesellschaftliches Engagement zur Bekämpfung der Klimakrise. In der Klimagerechtigkeitsbewegung kämpfen alle Akteur*innen mit unterschiedlichen Mitteln für das gleiche Ziel. Diese Vielfalt verstehen wir als Stärke der Bewegung. Ein Hungerstreik und die Gefährdung des eigenen Lebens sind aus unserer Sicht aber kein geeignetes Mittel, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Wir sehen bereits jetzt, dass frühere Hungerstreiks Nachahmer*innen ermutigt haben. Wir dürfen aber nicht akzeptieren, dass es nur mit Gefährdung des eigenen Lebens möglich sein soll, auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Stattdessen müssen wir unsere Kraft einsetzen, um breite Bündnisse gegen die fossile Lobby zu schließen.

 Daher: Obwohl wir selbst den Hungerstreik für eine ungeeignete Protestform halten, versichern wir den Protestierenden, dass die Grüne Fraktion ihr Anliegen teilt. Wir sorgen uns um ihre Gesundheit und ihr Leben. Wir fordern sie dazu auf, mit ihrer Kraft und ihrer Entschlossenheit dazu beizutragen, breite gesellschaftliche Mehrheiten zu vereinen. Wir brauchen sie, um notwendige klimapolitische Maßnahmen tatsächlich umsetzen zu können.Mit besten Grüßen, 

Team Künast

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