Frage an Renate Künast von Thomas S. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Künast,
ich habe heute morgen den NDR Info gehört, der Sie sinngemäß zitierte mit den Worten: als Chef der Deutschen Bank bereits am vergangenen Wochenende zu wissen, dass man kein Geld aus dem Bankenrettungsfonds benötigt und auf Teile seines Gehaltes zu verzichten, wäre eine Chuzpe.
Ich weiß nicht, ob Sie so etwas tatsächlich gesagt haben, falls ja müsste man Sie laut auslachen für diesen Blödsinn. Ich habe Aktien der Deutschen Bank, die mir in letzter Zeit zugegebener Maßen wenig Freude machen. Herr Ackermann ist durch den Kreis der Eigentümer beauftragt, die Geschäfte unseres Unternehmens zu führen. Ich darf kurz zusammenfassen:
- die Deutsche Bank musste dem Finanzminister vorrechnen, welche Risiken tatsächliche in den Büchern der HRE schlummern,
- die Deutsche Bank hat sich an dem Bankenrettungsfonds mit eigenem (also auch meinem) Geld beteiligt,
- die Deutsche Bank hat Ihre Risiken so im Griff, dass sie auf Unterstützung aktuell nicht angewiesen ist,
- und Herr Ackermann äußert sich in der Presse, wie er mit seinem Gehalt umzugehen gedenkt. Das ist allerdings ausschließlich seine Angelegenheit.
Wo genau ist das Problem ? Die Deutsche Bank hat meines Erachtens alles richtig gemacht. Dies kann man im Gegensatz dazu von den Landesbanken, der IKB und der KfW nicht behaupten. Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, Banken von abgehalfterten Politikern führen zu lassen.
http://www.welt.de/meinung/article1717378/Schafft_die_Staatsbanken_endlich_ab.html
Vielleicht ist es ganz gut, mal Profis damit zu beauftragen, selbst wenn diese etwas mehr kosten. Warum überlassen Sie diese Entscheidung nicht den Eigentümern, uns ?
Sollte der NDR Recht haben, so erklären Sie mir bitte, warum Sie meinen, mich so bevormunden zu müssen. Sollte der NDR Sie falsch zitiert haben, so bitte ich um Nachsicht.
mfg
Thomas Schreiber
Sehr geehrter Herr Schreiber,
vielen Dank für ihre Fragen, die ich Ihnen im Namen von Frau Künast gern beantworte.
Seit mehr als einem Jahr befinden sich die internationalen Finanzmärkte in einer schweren Krise. In den vergangenen Wochen haben diese Turbulenzen an Schärfe weiter zugenommen und auch den deutschen Finanzplatz mit voller Wucht erfasst. Dies ist die Folge ungebremster Spekulationen und gleichzeitig fehlender Regulierung und mangelhafter Aufsicht über die Finanzmärkte.
Die Deutsche Bank unter der Führung von Herrn Ackermann war am zugrunde liegenden übersteigerten Renditedenken nicht unbeteiligt. Im Gegenteil: Herr Ackermann hat seinerzeit ein Ziel von 25% Eigenkapitalrendite ausgegeben, das die Verbreitung einer unrealistischen und letztlich unseriösen Form des Gewinnstrebens auch auf dem deutschen Aktienmarkt beschleunigt hat. Diese Art des Wirtschaftens kann letztlich auch einen langfristig orientierten Anleger und Investor nicht zufrieden stellen.
Spitzenkräfte im Bankwesen bestreiten große Teile ihres Gehaltes durch Boni. Diese sind vor allem an der Entwicklung des Aktienkurses ausgerichtet und haben damit ganz entscheidende Anreize falsch gesetzt. Wenn für die Bewertung einer geleisteten Arbeit nicht langfristige Erfolgsparameter aufgestellt werden, setzt sich allzu leicht kurzfristiges Denken durch. Deswegen hat Frau Künast zu Recht darauf hingewiesen, dass diese Form der Gehaltsgestaltung für die wirtschaftliche Entwicklung fatal ist.
Im Übrigen muss ich Ihre Einschätzung zum Erfolg der Strategie der Deutschen Bank in Frage stellen. Auch die Deutsche Bank musste Milliarden Euro abschreiben, allein im dritten Quartal diesen Jahres fast 1,2 Milliarden Euro. Nur dank der von der großen Koalition kurzfristig geänderten Bilanzierungsregeln ist es ihr noch gelungen, einen Gewinn darzustellen. Diese Entwicklung muss uns alle beunruhigen. Ein „Weiter so“ kann es auch für die Deutsche Bank nicht geben.
Mit freundlichen Grüßen,
Cordula Andrä
Referentin