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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von edgar l. •

Frage an Renate Künast von edgar l. bezüglich Umwelt

Da sie den ausstieg aus den atomstrom beschlossen und gleichzeitig die förderung der steinkohle in der BRD einstellen wollen und sogar schon machen. durch diese maßnahme werden ca 50 % der ressourcen stromerzeugung gestrichen. nach abschalten der kraftwerke fehlen diese ressourcen

frage an sie: wie wollen sie diese 50% der erzeugung abfangen ohne strom aus frankreich oder anderen ländern zukaufen?

(Quelle rwe)

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Lehmann,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir Grüne wollen am vereinbarten Atomausstieg festhalten, weil die Atomtechnologie große Gefahren für Sicherheit und Gesundheit birgt und die Entsorgung radioaktiver Abfälle nach wie vor nicht gelöst ist. Den Steinkohleabbau in Deutschland wollen wir nicht länger mit vielen Milliarden fördern, weil Kohle enorm klimaschädlich und die Subvention zudem wirtschaftspolitischer Unsinn ist. Der Ausstieg aus der deutschen Steinkohleförderung ist im Übrigen von allen Parteien beschlossen worden - wir Grüne hätten ihn nur gerne etwas früher vollzogen.

Steinkohlesubventionen abzubauen bedeutet jedoch keinen sofortigen Ausstieg aus der Kohle als Energieträger. Bis zum Ausstieg im Jahr 2018 werden noch 38 Mrd. Euro aus Steuermitteln fließen. Importkohle wird weiterhin verwendet.
Die Rechnung, dass über 50% der Energieressourcen ohne Atom und Kohle sofort wegfielen, stimmt also nicht.

Bündnis 90/ Die Grünen haben in ihrem Konzept Energie 2.0 aufgezeigt, dass es möglich ist, auch ohne Atomkraft und ohne neue Kohlekraftwerke künftig eine sichere Stromversorgung zu erreichen. Dazu sind sehr viele unterschiedliche Instrumente und Maßnahmen nötig. Sie orientieren sich an den drei "großen E": Effizienz, Einsparung und erneuerbare Energien. Für den Stromsektor haben wir u.a. folgende Pläne:
§ Effizienzpaket Strom: Kraft-Wärme-Kopplung, Dynamisierung der Effizienzstandards und der Kennzeichnung, Einführung eines Stromsparfonds.
§ Mehr erneuerbare Energien durch Optimierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), ein Biogaseinspeisegesetz.
§ Anstelle bisheriger Stromimporte aus fossilen und atomaren Quellen: Importkonzept für erneuerbare Energien als Kooperationsangebot für Drittländer auf Grundlage klarer Nachhaltigkeitskriterien.

Details können Sie im Konzept "Energie 2.0" nachlesen:
http://www.gruene-bundestag.de/cms/publikationen/dok/203/203693.reader_energi
e_2_0_die_gruenen_massnahme.html

Mit den grünen Maßnahmen könnte der Stromverbrauch in Deutschland bis 2020 um 16% gesenkt werden. Damit würden die Klimaschutzziele erreicht und zugleich Versorgungssicherheit, wirtschaftliches Wachstum und neue Arbeitsplätze geschaffen.

Allerdings rechnen auch wir Grüne in unserem Szenario für das Jahr 2020 damit, dass noch 30% der Stromversorgung aus konventionellen Kraftwerken kommt, darunter auch Kohlekraftwerke. (40% wäre Strom aus erneuerbaren Energien, 30% hocheffizient erzeugter KWK-Strom.) Wir halten es jedoch für falsch, jetzt neue Kohlekraftwerke zu bauen, weil diese bei Laufzeiten von ca. 50 Jahren die klimaschädlichen Strukturen im Energiebereich für lange Zeit zementieren würden.

Mit freundlichen Grüßen
Claudia Striffler
Referentin

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