Frage an Renate Künast von Lucas P. bezüglich Humanitäre Hilfe
Hallo Frau Künast,
über Ostern haben wir gesehen, wie europäische Werte verraten wurden. Aus mehreren Richtungen heißt es, dass einige Boote, welche sich sogar selbst um Hilfe bemüht haben, gekentert sind. Darüber hinaus harren tausende Geflüchtete, unter grausamen humanitären Bedingungen, in Lagern aus. Aber man denkt gerade gar nicht daran diese zu räumen. Stattdessen werden mehrere tausend Erntehelfer*innen eingeflogen. Aber für Geflüchtete ist kein Platz? Abgesehen von den 50 - in Worten: FÜNFZIG - unbegleiteten Minderjährigen.
Für mich sieht es so aus, als würde sich auch Deutschland, in die Reihe der EU-Länder einreihen, die Menschenrechte mit Füßen treten. Ich schäme mich sehr dafür. Es macht mich traurig zu sehen, wie wir uns von einer „Solidargemeinschaft“ immer weiter verabschieden.
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Deutschland die humanitäre Hilfe leistet, die nötig ist, um das Leid in den Lagern dieser Welt zu beenden? Was sagen sie den Menschen, die dort in den Lagern ausharren?
In der Hoffnung darauf eine ehrliche Antwort von Ihnen zu erhalten verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,
Lucas Pohl.
Sehr geehrter Herr P.,
wir sind genauso betroffen wie Sie von den Bildern und Berichten von Europas Außengrenzen. Dass Menschen, die sich in Seenot befinden, nicht gerettet werden und überfüllte Flüchtlingslager trotz drohender Ausbreitung des Corona-Virus COVID-19 nicht evakuiert werden, ist menschlich nicht verantwortbar. Wir stimmen Ihnen zu, dass, wenn die Einreise von Urlauber*innen und Erntehelfer*Innen organisiert werden kann, auch die Evakuierung von den Flüchtlingslagern möglich sein muss.
Das Wegschauen der EU-Mitgliedsstaaten auf einem Kontinent, der als Friedensprojekt gestartet hat und auf Menschenrechten basiert, darf nicht weiter hingenommen werden. Deshalb haben wir im Bundestag einen Antrag für einen solidarischen Neuanfang in der Europäischen Flüchtlingspolitik eingebracht, der auch Vorschläge zur Verteilung von aus Seenot geretteten Menschen vorsieht. (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/186/1918680.pdf).
Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass Menschenrechte an den Außengrenzen Europas eingehalten werden und humanitäre Hilfe geleistet wird.
Freundliche Grüße
Team Renate Künast