Frage an Renate Künast von Nils J. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Künast,
Sie zählen zu den “100 Schriftsteller, Sänger, Künstler, Werber, Softwareentwickler und Unternehmer" die im Handelsblatt "gegen die Umsonstkultur im Internet und deren politischen Protagonisten: die Piraten-Partei" protestieren.
Aus den vielen Punkten, die aus diesem Text zu kritisieren wären, möchte ich einen herausgreifen. Dort heißt es: "Es ist kein Zufall, dass viele Blogs und Foren vor allem reproduzieren. Alle schmarotzen aus der reellen(sic!) Welt." Sind auch Sie dieser Ansicht? Was ist für sie die "reelle Welt", in der, so ist dieser Satz wohl zu verstehen, kreative Werke geschaffen werden?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Nils Jena
Sehr geehrter Herr Jena,
vielen Dank für ihre Nachricht. Leitbild für unsere politische Arbeit in diesem Bereich ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Dass jede und jeder das Recht hat, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und an dessen Errungenschaften teilzuhaben. Genauso hat jede und jeder das Recht auf Schutz der geistigen und materiellen Interessen, die ihr/ihm als UrheberIn von Werken der Wissenschaft, Literatur oder Kunst erwachsen.
Statt den bürgerrechtsfeindlichen Rufen nach Internetsperren, Warnhinweisen oder dem Ende der Anonymität zu folgen, machen wir uns auf den Weg zu einem modernen und fairen Urheberrecht im Dialog mit allen Beteiligten. Durch ein verbessertes Urhebervertragsrecht wird die Verhandlungsposition von UrheberInnen gestärkt, eine angemessene Vergütung erreicht und ihnen klarere Rechte eingeräumt. Die transformatorische Nutzung (Remix/Mashup) von urheberrechtlich geschützten Werken im definierten nichtkommerziellen Umfang werden wir durch eine neue Ausnahmeregelung (Urheberrechtsschranke) im Urheberrecht absichern. Die digitale Privatkopie wird ermöglicht und das Abmahnwesen beendet. Verwertungsgesellschaften werden gerechter, transparenter und demokratischer.
Mit freundlichen Grüßen
Renate Künast