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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Maximilian A. •

Frage an Renate Künast von Maximilian A. bezüglich Medien

Sehr geehrte Frau Künast,

die Grünen gelten nicht unbedingt als federführend in Sachen Kulturpolitik. Klar. Trotzdem gibt (bzw.: gab) es eine überaus kompetente, aktive und streitbare Kulturpolitikerin in Berlin, die quasi jeder Kulturschaffende schon einmal kennen (und fast immer auch schätzen) gelernt hat: Alice Ströver.

Wie ich jetzt hörte, verlässt Frau Ströver das Abgeordnetenhaus. Darüber war u. a. in dieser Zeitung mehrfach zu lesen. Über den Weggang von Frau Ströver bin ich sehr traurig und ich kann nicht verstehen, warum die Grünen, die ich seit Jahren wähle, eine so großartige Politkerin ziehen lassen.

Ich weiß von vielen Künstlern in Berlin, die sich unbedingt wünschen, dass Frau Ströver weiterhin für sie da ist - und zwar: als Politikerin im Abgeordnetenhaus (besser noch: im Roten Rathaus).

In Ihrem Wahlprogramms ist von "Kultur" in irgendeiner Hinsicht immer wieder die Rede. Von "Unternehmenskultur" (S. 50), "Kultur der Mobilität" (S. 70), "Kultur der Altersarbeit" (S. 96), "Kultureller Vielfalt" (S. 112), "Arbeitskultur" (S. 116), "Jugendkulturen" (S. 118), "Kulturellen Fähigkeiten" (S. 119), "Kultureller Teilhabe" (S. 138) [Ich breche hier ab].

Sind das nur Sprechblasen, in denen das Wort "Kultur" einfach gut aussieht? Warum kämpfen Sie nicht aktiv und geradeaus (und weiter vorne im Wahlprogramm!) für eine grüne, kreative und ehrliche Kulturpolitik in Berlin? Warum beanspruchen Sie im Wahlkampf nicht das Kulturressort mit Alice Ströver als mögliche Kultursenatorin?

Sie hätten tausende Künstler in Berlin hinter sich!

Mit freundlichem Gruß,

M. Albrecht

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Albrecht,

zunächst einmal freue ich mich, dass Sie die hervorragende Arbeit und die Verdienste von Alice Ströver anerkennen.

Alice Ströver steht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Aber sie hat sich entschlossen, nicht mehr für das Abgeordnetenhaus zu kandidieren. Konkrete Personalfragen entscheiden wir nach der Wahl.

Gemeinsam mit Alice Ströver habe ich in den letzen Monaten mit zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden in Berlin über die Zukunft der Berliner Kulturpolitik diskutiert. Wir haben unsere Vorstellungen von einer inklusiven, vielfältigen und lebendigen Kultur- und Kunstlandschaft in Berlin zur Diskussion gestellt und viel positives Feedback, aber auch viele neue gute Anregungen bekommen.

Berlins Kultur lebt von der gegenseitigen Befruchtung der etablierten, großen Einrichtungen und der vielfältigen freien Szene. Im Neben- und Miteinander entsteht viel neues, kreatives. Wir wollen die freie Szene stärken. Als Sofortmaßnahme wollen wir ein Prozent der Förderung aus dem institutionellen in den freien Bereich umschichten. Als langfristiges Ziel sollen 10% des Kulturetats für die freie Szene zur Verfügung stehen.

Wir wollen dafür sorgen, dass in Berlin eine nachhaltige Kulturpolitik gemacht wird. Mehr Transparenz ist mir hier besonders wichtig. Deswegen fordern wir eine Qualitätsprüfung und Evaluierung der Häuser und den Ausbau der Konzeptförderung, eines der wichtigsten Instrumente der Kulturförderung.

Keine Kulturpolitik ist erfolgreich, wenn sie große Gruppen der Bevölkerung nicht erreicht. Nur ca. 11% der BerlinerInnen mit Migrantionshintergrund besucht die Kultureinrichtungen der Stadt. Das hat der aktuelle Jahresbericht des Kultur-Monitorings für Berlin gezeigt.Rot-Rot hat an dieser Stelle versagt und redet sich die Kulturpolitik schöner, als sie ist. Gemeinsam mit den Kunst- und Kulturschaffenden müssen wir konkrete Ideen und Projekte entwickeln, wie die Idee von einer Kultur für alle in die Tat umgesetz werden kann. Positive Beispiele, wie durch Kooperationen und ungewöhnliche Veranstaltungsformate neue ZuschauerInnen begeistert werden können, gibt es. Aber sie sind noch zu vereinzelt und ihre Wirkung ist nicht nachhaltig genug. Dies zu ändern ist ein wesentliches Ziel grüner Kulturpolitik.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Renate Künast

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