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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
91 %
48 / 53 Fragen beantwortet
Frage von Andreas D. •

Frage an Renate Künast von Andreas D. bezüglich Finanzen

Meine Fragen:

1. Warum dürfen Banken bei der EZB Geld zu 1% ausleihen und dann für 1%+X verleihen?

2. Warum dürfen Banken Giralgeld aus dem Nichts erschaffen und als Kredit gegen Zinsen verleihen?
(z.B. http://www.bundesbank.de/download/presse/reden/2007/20070309.weber.pdf Seite 10 / Weber beschreibt das hier als "endogen" was wissenschaftlich klingt aber nicht ist)

3. Warum dürfen Banken für jeden Euro den sie an Einlagen bekommen je nach Mindestreservevorschrift (2%-8%) vervielfachen und als Kredit gegen Zinsen verleihen.
(z.B. http://www.bundesbank.de/bankenaufsicht/bankenaufsicht_basel_saeule1.php ; http://de.wikipedia.org/wiki/Geldschöpfung )

4. Warum muß der Staat bei Banken Geld leihen und nicht bei der EZB wo der Zins nur 1% ist, oder nach demokratisch beschlossenen Regeln selber erzeugen? (Wie es in den USA bis 1913 noch üblich war)

4.1 Wußten Sie das Zentralbanken in Amerika schon mehrfach eingeführt und wieder abgeschafft wurden und viele der Meinung sind das sie von den Privatbanken durch Destabilisierung der Märkte erzwungen wurde?

4.2 Wenn alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, warum ist dann nicht auch die Währung in der Hand des Staats sondern in der Hand einer unabhängigen Bank die nicht von der Politik gesteuert werden kann sondern "unabhängig" ist und nur eine allgemeine Zielbestimmung hat?

5. Glauben Sie das es ein nachhaltiges konstantes Wachstum gibt (z.B. 3%)?

6. Kennen Sie Wachstumsgesetze wie die Exponentialfunktion oder die logistische Gleichung und die Folgerungen daraus? (Es gibt noch kompliziertere Modelle)

7. Glauben Sie das Deutschland Exportweltmeister bleiben darf und gleichzeitig die Entwicklungsländer aufholen können?

9. Glauben Sie auch das die Bevölkerung nicht mehr weiter zunehmen darf und Familienförderung nicht mit dem Ziel der Erhöhung der Geburtenrate betrieben werden sollte?

Ich hätte noch mehr Fragen, aber das reicht wohl erstmal.

MfG

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Debus,
 
besten Dank für Ihre Fragen. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich Ihre umfangreichen Fragen hier nicht im einzelnen beantworten kann. Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es Ihnen um die internationale Finanzmarktregulierung und um Fragen des Wirtschaftswachstums. Dazu will ich Ihnen gerne die Positionen der Grünen kurz darstellen.
 
Ich stimme Ihnen zu, die lockere Zentralbankpolitik der vergangenen Jahre, vor allem in den USA, hat die Finanzmarktkrise begünstigt. Statt auf die Blasenbildung bei Immobilien und Finanzmärkten zu achten, haben sich die Zentralbanken zu sehr auf die angeblichen oder realen Inflationsgefahren konzentriert. Bis heute hat keine Zentralbank deutlich gemacht, wie sie ihre Politik künftig ändern will, damit die Finanzmärkte besser und zuverlässiger in ihre Politik mit einbezogen wird. Wir Grünen fordern an dieser Stelle eine gründliche Aufarbeitung und Neuorientierung.
 
Für uns Grüne ist klar: Es darf kein Zurück zum Zustand vor der Krise geben, wie es Angela Merkel fordert. Kurzfristiges Profitstreben ist letztlich verantwortlich für die Krise. Wir setzen nachhaltiges Wirtschaften dagegen, dass auf soziale Gerechtigkeit, einen behutsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und ökologische Erneuerung setzt. Mit unserem Grünen New Deal haben wir eine durchdachte Idee vorgelegt, mit der wir die drei großen Krisen - Klima, Wirtschaft und globale Gerechtigkeit - gemeinsam bekämpfen wollen.
 
Sie sprechen in Ihren Fragen das Wachstums-Thema an. Wir Grünen setzen der blinden Wachstumseuphorie der anderen Parteien das Prinzip der Nachhaltigkeit entgegen. Wachstum auf Kosten der nachwachsenden Generationen ist unethisch, kurzfristig und zerstörerisch. Deswegen wollen wir einen zurückhaltenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen in unserer Wirtschaft durchsetzen. Unser Einsatz für erneuerbare Energien ist nur ein Beispiel unter vielen, wie wir dieses Ziel erreichen wollen. In der Finanzmarktpolitik setzen uns für mehr nachhaltiges Investment ein, für Verbraucherschutz und Stabilität. Erst zu Beginn dieser Woche hat die Financial Times Deutschland die Grüne Finanzmarktpolitik explizit gelobt. Wenn Sie Interesse an der Finanzmarktpolitik der Grünen Bundestagsfraktion haben, schauen Sie doch mal unter http://www.gruene-bundestag.de --> Themen --> Finanzen vorbei. Über Ihr Interesse würde ich mich freuen.
 
Mit freundlichen
Grüßen
Renate Künast

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