Frage an Reinhard Günther von Immanuel W. bezüglich Familie
1. Sie behaupten, die von Rebekka Schneider zitierte Studie sei unwissenschaftlich. Was ist denn aber nun an dieser Studie unwissenschaftlich?
2. In der Zusammenfassung des von Ihnen zitierten Aufsatzes heißt es, dass "die Forschung für eine biologische Ursachentheorie keine Beweise hat". Wo aber sind die Beweise für das Fehlen biologischer Ursachen?
3. Sie behaupten, dass "nach Feststellung der Sexualwissenschaften Homosexualität weder genetisch bedingt noch angeboren ist, sondern im Laufe des Lebens erworben wird", und berufen sich dabei auf einen Aufsatz, der seine Erkenntnisse so zusammenfasst: "Homosexualität, so die Forscher, kann am besten durch ein Modell erklärt werden, bei dem angeborene Charakter-Eigenschaften wie Temperament und andere Persönlichkeitsmerkmale in Wechselwirkung mit dem familiären und sozialen Umfeld stehen und sich dabei die Sexualität des Einzelnen entfaltet." Wie stehen Sie zu dem Widerspruch zwischen der zusammengefassten Aussage des Aufsatzes, eine von mehreren Ursachen seien angeborene Eigenschaften, und Ihre Aussage, Homosexualität sei weder genetisch bedingt noch angeboren?
Für eine genetische Bedingtheit bzw. Angeborenheit spricht vielmehr, dass es Homosexualität auch im Tierreich gibt, dass es Homosexualität im gleichen Maße in allen Gesellschaften gibt und dass es keinerlei Indizien dafür gibt, dass Hetero- oder Homosexualität von Eltern auf ihre Kinder abfärbt. Die meisten Eltern von Homosexuellen sind heterosexuell und die meisten Kinder von Homosexuellen sind heterosexuell. Homosexuelle Eltern haben genausowenige homosexuelle Kinder wie heterosexuelle Eltern. Wichtig sind gute soziale Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Die sexuelle Orientierung spielt dagegen keine Rolle. Homosexualität ist genauso normal wie z.B. Rothaarigkeit. Es ist völlig normal und natürlich, dass ca. 3% der Gesellschaft homo- bzw. bisexuell sind und von diesem Teil der Gesellschaft keinerlei Gefahren für Andere ausgehen.
Sehr geehrter Herr Weber,
vielen Dank für Ihre Zuschrift und Ihr Interesse an diesem schwierigen Thema.
Die ganze Wut in dieser Sache kommt leider daher, dass die politischen Aktivisten der Homosexuellenbewegung die biologischen Ursachen als bewiesen erachten, und ihre Kontrahenten den Erwerb in den Vordergrund stellen. Beide Positionen stehen sich unversöhnlich gegenüber, weil beide unterschiedliche gesellschafts ? und familienpolitische Folgerungen nach sich ziehen. Die sozialpolitischen Absichten verdrängen leider die objektive wissenschaftliche Betrachtung. Als Folge werden wissenschaftliche Arbeiten selektiv rezipiert und politisch instrumentiert.
Neben der Bamberger Studie von Marina Rupp an der Universität Bamberg existiert eben auch noch eine weitere deutschsprachige Studie von Ina Carapacchio an der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig Maximilians Universität München.
Die Ergebnisse von Marina Rupp und die von Ina Carapacchio weichen stark voneinander ab. Die Studie von Ina Carapacchio wird so gut wie nicht wahrgenommen, die Studie von Ina Rupp bildet die 100 ? prozentige Grundlage der Diskussion.
Nachstehend noch der Link auf die Arbeit von I. Carapacchio.
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/9868/1/Carapacchio_Ina.pdf
So schreibt sie zum Beispiel auf S. 151 und 158, dass rund ein Drittel der Kinder ihrer Stichprobe schon mal oder häufig wegen ihrer homosexuellen Eltern diskriminiert wurden. Befragt man die Eltern, wächst die Zahl der betroffenen Kinder sogar auf 44%.
Auch Marina Rupp lässt erkennen, dass sie ihre Arbeit für nicht abgeschlossen hält. Zu welchen zukünftigen Ergebnissen sie noch kommen wird bleibt abzuwarten.
Hinweisen möchte ich auch noch auf die Studie von Marek Regnerus von der Universität Texas . Die Untersuchung stützt sich auf eine Stichprobe von 3´000 Jungerwachsenen und hatte folgendes Ergebnis:
"Dabei zeigte sich, dass jene Menschen, welche in ihren intakten biologischen Familien aufgewachsen waren, im Schnitt höher gebildet sind, in höherer geistiger und körperlicher Gesundheit leben, weniger Drogenerfahrungen haben, weniger kriminelle Auffälligkeiten zeigen und grundsätzlich einen höheren Grad an Zufriedenheit zeigen“.
Der Link auf diese Arbeit: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0049089X12000610
Es ist daher gut begründet die Bamberger Studie nicht als die absolute Wahrheit aufzufassen.
Unmittelbar nach dem Erscheinen der Bamberger Studie fasst die damalige Justizminiserin Zypries diese mit dem Satz zusammen: „Wo Kinder sind ist auch Familie“. Dieser Vorgang spricht für sich selber. Ich verzichte darauf ihn zu kommentieren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine sichere wissenschaftliche Grundlage zur Frage ob eine Adoption eines Kindes durch homosexuelle Eltern im Kindeswohl liegt oder nicht nicht vorhanden ist. Da daran aber erhebliche Zweifel bestehen, spreche ich mich gegen ein Adoptionsrecht für homosexuelle Eltern aus.
Mit Freundlichen Grüßen
R.Günther
05.09.2013