Warum wird es akzeptiert, dass sich eine vulnerable Gruppe (Kinder in einer HPT) aktuell ungehindert gegenseitig infiziert (keine Masken mehr), während das Personal der Impfpflicht unterworfen ist?
Sehr geehrter Herr Brandl,
ich arbeite in einer Heilpädagogischen Tagesstätte mit körperbehinderten Kindern welche auch von der "Einrichtungsbezogenen Impfpflicht" betroffen ist.
Wir sind in einem Gebäude mit der Förderschule, die die selben Kinder in den selben Räumen betreut, aber keiner Impfpflicht unterworfen ist! Anscheinend fallen die Kinder nur am Nachmittag unter die vulnerablen Gruppen und müssen nur hier besonders geschützt werden.....
Nun drohen den nicht geimpften Kollegen Betretungsverbote, während die vulnerablen Kinder keine Masken mehr zum Schutz tragen und sie sich jetzt ungehindert gegenseitig infizieren können!
Was für eine Logik steckt dahinter?
Ich bitte um eine ehrliche, nachvollziehbare Antwort und nicht um schon längst von der Realität überholte Platitüden (Fremdschutz durch die Impfung, mehr Sicherheit durch Pooltests bei denen das Ergebnis erst am nächsten Tag da ist, aktuelle "Lockerung" in Bayern - keine Masken...) Ich gehe vom Eigenschutz durch Impfung aus!
Sehr geehrte Frau O..,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage vom 23. März 2022 zum Schutz vulnerabler Gruppen gegen Covid-19. Ihre Bedenken bezüglich der einrichtungsbezogenen Impfpflicht teile ich durchaus.
Dies habe ich bereits in einer früheren Antwort an Sie im Januar 2022 wie folgt formuliert:
"Die momentane Regelung ist in meinem Augen (...) unausgewogen. Corona betrifft nicht nur die vulnerablen Gruppen. Auch Geimpfte können sich anstecken. Es kommt im Moment vor, dass beispielsweise ein geimpfter Pfleger auf einen ungeimpften Heimbewohner trifft. Dadurch kann sich das Infektionsrisiko für den Pfleger massiv erhöhen. Wenn ich von dem Pfleger Schutzmaßnahmen verlange, muss ich das eigentlich auch vom Bewohner verlangen können."
Die von Ihnen beschriebene Situation verstärkt diesen Eindruck der Unausgewogenheit. Es geht nicht, dass wir vormittags vom einen Personal keine Impfung verlangen, wenn es Kinder betreut, vom anderen Personal bei den selben Kindern in den selben Räumen aber schon.
Im Januar habe ich Ihnen gegenüber die Hoffnung geäußert, dass sich die Bundesregierung "hier in den nächsten Wochen bewegt und das Thema gesamthaft betrachtet." Leider ist seitdem nichts geschehen.
Dass man stattdessen auch noch Lockerungen beschließt, ist bei den derzeitigen Zahlen ein großer Fehler. Deshalb habe ich am 18. März 2022 auch gegen die Änderung des Infektionsschutzgesetzes gestimmt. Eine Verlängerung der allgemeinen Maskenpflicht in Innenräumen hätte ich begrüßt. Vor allem beim kurzen Einkauf oder beim Behördenbesuch wäre das auch weiterhin durchaus zumutbar.
Sehr geehrte Frau O., nochmals vielen Dank für Ihre Hinweise.
Beste Grüße
Reinhard Brandl