Frage an Reiner Erben von Linda Z. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Erben,
ich bin Referendarin Lehramt Hauptschule mit dem Zusatz Schulpsychologie. Gerade hat die Regierung von Schwaben beschlossen, dass die Besoldung für Referendare, die neben ihrer Lehrtätigkeit im schulpsychologischen Bereich tätig sind um ca.300,00 Euro ab sofort geringer ausfällt, als für Referendare, die "nur" ein Lehramt studiert haben. Somit werde ich in der Besoldung dafür bestraft, dass ich quais ein Doppelstudium absolviert habe und als Hauptschullehrerin sowieso eine geringe Besoldung erhalte, wie Lehrer anderer Schularten. Die Problemfälle an den Schulen werden durch die vorgegebenen Selektionskritierien immer häufiger, etwa ein Drittel der Schüler an den Hauptschulen kennzeichnet sich die Aufmerksamkeitsdefizite oder Lernstörungen. Nun wird das Gehalt iim Referendariat gekürzt und Planstellen für Schulpsychologen sollen künftig auch wegfallen. Was ist los in Bayern? Liegt niemandem mehr etwas an gut ausgebildetem Personal? Der Beruf des Hauptschullehrers ist heute schon sehr unattraktiv, viele Referendare meines Jahrganges überlegen, ob sie lieber frühzeitig frustriert kündigen sollen, als sich verheizen zu lassen, denn von der Fürsorgepflicht des Dienstherren kann schon lange keine Rede mehr sein.
Was tun die Grünen in dieser Problematik? Hat der Landtag auf die Kürzungen der Besoldung reagiert? Was tun Sie, um den Bereich der Bildung für Schüler und Lehrer gerechter zu gestalten?
Mit freundlichen Grüßen
Linda Zanklmeyer
Sehr geehrte Frau Zanklmeyer,
Das ist ja kaum zu glauben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Kürzung der Besoldung eine einsame Entscheidung der Regierung war. Ich werde versuchen mehr Informationen darüber zu bekommen und Sie auf diesem Wege informieren.
Wie Sie richtig schreiben darf gerade im schulpsychologischen Bereich und auch im Bereich der Schulsozialarbeit nicht gespart, sondern es muss mehr investiert werden. Die Grüne Landtagsfraktion hat deshalb schon im Jahr 2006 einen Vorschlag gemacht, wie in den nächsten Jahren Finanzmittel umgewidmet und in ein Milliarden-Programm für Bildung gesteckt werden kann. Als Augsburger Stadtrat kann ich auch ein Lied singen über mangelnde Unterstützung der Landesregierung für die Schulsozialarbeit in Augsburg. Der Freistaat weigert sich beharrlich an jeder Schule die notwendige Stelle für Schulsozialarbeit einzurichten. Dahinter steckt wahrscheinlich auch die Vorstellung, psychologische und soziale Probleme sollten zu Hause gelöst werden, die Eltern sollten sich mehr um ihre Kinder kümmern. Da wird aus meiner Sicht ein reales Problem an den Schulen auf dem Rücken der Kinder und auch der Lehrer ausgetragen.
Zum Stichwort Hauptschule könnte lange diskutiert werden, in Kürze nur folgendes:
Die sog Hauptschulreform ist über Durchhalteparolen nicht hinausgekommen:
Obwohl die Hauptschule immer mehr an Akzeptanz verliert, wird die Staatsregierung nicht müde, am überkommenen dreigliedrigen Schulsystem festzuhalten. Das dreigliedrige Schulsystem wird den Anforderungen an ein modernes und gerechtes Bildungssystem nicht gerecht. Mit den Strukturen des 19. Jahrhunderts kann man Bildung im 21. Jahrhundert nicht erfolgreich gestalten.
Deswegen setzen wir Grüne auf eine längere gemeinsame Schulzeit. Eine neunjährige gemeinsame Schulzeit ist, so zeigen es die Erfahrungen aus den "erfolgreichen" skandinavischen Ländern bei PISA, besser für unsere Kinder. Und natürlich muss mit der Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems auch die massive Ungleichbehandlung bei der Besoldung der Lehrerinnen und Lehrer abgeschafft werden.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Erben