Portrait von Reiner Deutschmann
Reiner Deutschmann
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Reiner Deutschmann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Rene L. •

Frage an Reiner Deutschmann von Rene L. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Abgeordneter,

ich habe eine Frage zur politischen Glaubwürdigkeit. In einer Pressemitteilung Ihrer Fraktion ( http://www.fdp-fraktion.de/Nie-wieder-Kommunismus-auf-deutschem-Boden/1807c2137i1p6/index.html ) verurteilen Sie, dass der Büroleiter von Gesine Lötzsch Mitarbeiter des früheren Wachbatailons der DDR war. Ihrer eigenen Biographie ( http://www.reiner-deutschmann.de/Portraet/13437b3460/index.html ) entnehme ich, dass Sie Lehrer für Deutsch und Geschichte sowie Stadtrat und Stadtverordneter waren.

1) Da Sie dies in Ihrer Biographie gekonnt verschweigen: In welcher Partei waren Sie?
2) Gerade Geschichtslehrer waren wesentlicher Bestandteil der DDR-Politik, die angeblichen Errungenschaften des Sozialismus herauszustellen und die freiheitlich demokratische Grundordnung der westlichen Welt zu diffamieren. Als Stadtrat für Kultur waren Sie zudem führender Kader dieses Systems, welches systematisch Andersdenkende unterdrückte. Wie verhält es sich mit Ihrer eigenen Biographie, dass Sie als Stütze des DDR-Systems andere mit ähnlicher Biographie angreifen?

Rene Lima

Portrait von Reiner Deutschmann
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Lima,

vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gerne beantworten möchte.

In der DDR gab es viele Biographien, die auf den ersten Blick ganz klar und eindeutig zu sein scheinen. Gerade weil der Schein oft nicht den wahren Umständen entsprach, kann ich Ihre pauschalisierende Anfrage so nicht stehen lassen.

Zu keiner Zeit habe ich ein Geheimnis aus meiner Parteizugehörigkeit gemacht. Unter anderem auf Wikipedia erfahren Sie, dass ich 1987 Mitglied der NDPD wurde. Dies hatte für mich mehrere konkrete Gründe. Als Lehrer ohne SED-Mitgliedschaft musste man trotzdem am so genannten Parteilehrjahr teilnehmen. Durch die Mitgliedschaft in der liberalen Partei konnte ich mich dieser Verpflichtung, die mit einer ständigen politischen Beeinflussung verbunden war, erfolgreich entziehen.

Im Übrigen verfüge ich über den Abschluss als Diplomlehrer für Geschichte und Geographie, war aber vorwiegend als Geographie-Lehrer tätig. Für den politischen Bereich waren in der DDR die Staatsbürgerkunde-Lehrer zuständig, die sich unstreitig durch eine starke Systemnähe auszeichneten.

Es wird Sie vielleicht überraschen: Wie ich inzwischen aus verlässlicher Aktenlage weiß, hatte mich die Stasi mehrfach in meinem Leben im Visier: So wurde ich bereits während meines Studiums von der Stasi überwacht. Gerade wegen meiner kulturpolitischen Aktivitäten stufte mich die Stasi als Risiko ein, wie ich aus meiner eigenen Stasi-Akte weiß. Zuletzt wurde ich noch 1989 „zur Klärung eines Sachverhalts“ von der Stasi einbestellt. Dies zu einem Zeitpunkt, zu dem Sie mich fälschlicherweise als „führenden Kader des Systems“ darzustellen versuchen.

Ich habe 36 Jahre in der DDR gelebt und vielleicht auch gerade deswegen keine Schwarz-Weiß-Sicht auf dieses System, so wie es in Ihrer Frage anklingt. Es gibt für mich keinen Grund, beim Thema Stasi nicht genau hinzuschauen. Ich empfehle Ihnen einen Besuch in dem ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Dort wird durch Zeitzeugen sehr anschaulich vermittelt, wozu die Stasi fähig war, um nicht systemtreuen Bürgerinnen und Bürgern das Leben zur Hölle zu machen.

Gerade auch wegen meiner Biographie werde ich mich weiter für die Aufarbeitung des Stasi-Unrechts engagieren und mich auch dazu äußern.

Mit freundlichen Grüßen

Reiner Deutschmann