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Ralph Lenkert
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Frage von Gerda B. •

Frage an Ralph Lenkert von Gerda B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Lenkert,

ich möchte ebenfalls Bezug zum Norger Projekt und den Bericht des SWR Mainz nehmen.

Leider hat der SWR eine sehr einseitge Betrachtung des Projektes erreicht. So wird darin von der Möglichkeit 60 europäische Kernkfraftwerke durch die norwegische Wasserkraft zu ersetzen gesprochen. Dies ist leider allenfalls so, wenn Norwegen selbst keinen Strom mehr verbrauchen würde. Das Land konnte in den vergangen Jahren nur seinen eigenen Strombedarf decken und eventuell kleine Vorkommen exportieren. Teilweise waren die Norweger sogar auf Energieimporte angewiesen! Der Bericht des SWR wurde im September gezeigt und nur einen Monat später, verkündeten die Energieversorger Norwegens, dass die Stromkunden des Landes mit höheren Preisen zu rechnen hätten, weil die Wasservorkommen knapp würden.
http://www.statnett.no/en/News/News-archive-Temp/News-archive-2010/Record-high-electricity-consumption-in-November/

Sowohl mit dem TV-Bericht als auch mit den Aussagen des NorGer Konsortiums wird den Bürgern leider weisgemacht, dass das Überseekabel ausschließlich für den Ausstausch von Strom aus Wind- und Wasserkraft vorgesehen ist. Die Presseberichte der NorGer erläutern dagegen allein die "Möglichkeit" zum Transfer der deutschen Windenergie. Den Bürgern ist bei weitem nicht klar, dass der Hintergrund des Projektes Spekulationsgeschäfte sind, die darauf abzielen den Strom mit dem günstigsten Handelspreis durch die NorGer-Verbindung zu leiten.

Sollten die Bürger nicht besser zur kritischeren Betrachtung angeregt werden, statt dies Projekt einfach nur als rein ökologisch abzuhandeln?

Mit freundlichen Grüßen

Gerda Büsing

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Sehr geehrte Frau Büsing,

sie haben eine sehr wichtige Frage gestellt, "sollten die Bürger nicht zur kritischen Betrachtung angeregt werden?" Antwort: Ja.

Ob Umweltprojekte, Gesundheitsreform, Anhebung des Rentenalters, immer sollten die Bürger eine Frage stellen: - "Wem nutzt dies?".

Entsprechend Ihrer Frage betrachte ich das Norger Projekt wie folgt:

Wir leben in einer Marktwirtschaft daraus folgt, wenn ein Unternehmer oder Konsortium Geld ausgibt um damit eine Stromleitung zu bauen, so machen sie dies, um mit der Stromleitung noch mehr Geld zu verdienen. Das Projekt wird also dem Konsortium nutzen. Ich gehe davon aus, dass auch Strompreisspekulationsgeschäfte über diese Leitung abgewickelt werden sollen. Ich lehne "Geld-machen" mit Spekulation ab, aber derzeit sind sie leider zulässig.

Wir haben derzeit in der Bundesrepublik 4 Stromerzeuger die 85% der Stromerzeugung beherrschen und dies, wie man an der Gewinnentwicklung sieht, auch ausnutzen. Und wir haben viele Unternehmen, die mit Windstrom Geld verdienen. Fehlende Speichermöglichkeiten für Windstrom sind jedoch ein Problem.
Derzeit wird einerseits Windstrom "verschenkt", weil trotz Wind, Windräder stillstehen, weil Atom- und Kohlekraftwerke nicht variabel runter geregelt werden können. Andererseits gibt es Zeiten ohne ausreichenden Wind. So lange Windstrom nicht speicherbar ist, ist es kaum möglich die Monopolmacht von EON, RWE, Vattenfall und EnBW zu brechen und damit den ständigen Anstieg des Strompreises zu verhindern.

Eine Speicher- Lösung für Windstrom wären Pumpspeicherkraftwerke. Und jetzt komme ich zu Norwegen. Es stimmt, dass manchmal nicht genug Wasser in den Stauseen der Wasserkraftwerke ist und deshalb die Norweger Strom sparen sollten. Aber mit der Nordseestromleitung wäre es möglich, dass die Norweger mit Windstrom versorgt werden, wenn gerade genug Wind weht. Dann könnten in dieser Zeit Wasserkraftwerke angehalten werden, die Stauseen würden sich füllen und bei Windflauten kann mit dem dann vorhandenen größeren Wasservolumen der Stauseen mehr Strom erzeugt werden als Norwegen braucht und dieser Strom fließt dann in die Bundesrepublik.

Dies könnte mit der Fertigstellung der Stromtrasse durch die Nordsee sofort beginnen. Aber für die extremen Schwankungen bei der Stromerzeugung mit Wind und Sonne reicht diese Variante nicht aus.
Deshalb gibt es erste Planungen die norwegischen Wasserkraftwerke zu Kraftwerken mit Pumpspeichern aufzurüsten.
Norwegen hat auf Grund des großen Gefälles auf kurze Flusslängen meistens mehrere Stauseen mit Wasserkraftwerken hintereinander gebaut. Diese Stauseen könnte man verbinden und nacheinander als Pumpspeicherbecken nutzen.
Bei ausreichend regenerativ erzeugtem Strom der Bundesrepublik wird dann nicht nur Norwegen mit Strom versorgt, sondern man kann auch Wasser in die oberen Becken pumpen. Bei Bedarf gibt es dann genügend gespeicherte Wasserkraft.

Zusammenfassend bewerte ich dies als ein normales Projekt zum Geldverdienen, dass aber auch ökologisches Potential besitzt. Prinzipiell unterstütze ich die Idee der Stromkabel zwischen der Bundesrepublik und Norwegen.
Es entsteht eine Möglichkeit das Energiemonopol zu schwächen und diese Kabel erleichtern das Abschalten der Atomkraftwerke.

Ich hoffe Ihre Frage beantwortet zu haben. Falls dies nicht der Fall ist fragen Sie mich bitte erneut.

Mit freundlichen Grüßen

Ralph Lenkert

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