Frage an Ralph Brinkhaus von Marfa S. bezüglich Senioren
Sehr geehrter Herr Brinkhaus,
zunächst möchte ich mich dafür bedanken, dass Sie als Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion sich - zumindest aktuell - gegen Überlegungen einer weiteren Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters ausgesprochen haben. So lange es noch immer sehr schwierig ist, als älterer Arbeitnehmer eine Stelle zu finden, weil viele Arbeitgeber Vorbehalte gegenüber älteren Arbeitnehmern haben, wäre eine solche Erhöhung kaum etwas anderes als eine indirekte Rentenkürzung - von den Arbeitnehmern ganz zu schweigen, die aufgrund ihres Berufs körperlich gar nicht so lange durchhalten würden. Warum weigern sich alle Regierungen - egal welcher Partei - seit Jahrzehnten eine wirkliche Rentenreform (Beamte, Selbständige zahlen auch in die Rentenkasse ein) durchzuführen? Länder wie Österreich oder die Schweiz haben dies getan und ermöglichen so auch Arbeitnehmern, eine auskömmliche Rente, die in Deutschland in einem vergleichbaren Beruf nicht von ihrer Rente leben können. Ich werde z.B. beim Renteneintritt 66 Jahre und 2 Monate alt sein. Obwohl ich dann mehr als 30 Jahre Vollzeit gearbeitet und mehr als der Durchschnitt verdient haben werde, bleiben mir nach der Versteuerung meiner gesetzlichen Rente etwas mehr als 900 €/Monat. Denn ich war trotz Studium, Auslandsaufenthalt, beruflicher Weiterbildung jenseits des 50. Lebensjahres auch längere Zeit (2,5 Jahre) - teilweise ohne jegliches Einkommen - arbeitslos. Deshalb leiste ich mir keine teuren Reisen, habe nie ein Auto besessen und bin auch sonst eher konsumunfreudig. Was ich entbehren kann, fließt in Fondssparpläne. Ich frage mich, ob Parlamentariern und Landes-/Bundesministern, die für vergleichsweise kurze Tätigkeiten (3-5 Jahre) oft Renten-/Pensionsansprüche erwerben, die ein durchschnittlicher Arbeitnehmer nicht nach 45 Jahren Arbeitsleben erwirbt, wirklich Kenntnis von der Rentenhöhe der meisten Bürger und Bürgerinnen haben. Was hindert die CDU daran, endlich eine wirkliche Rentenreform zu initiieren?
Sehr geehrte Frau Seewald,
vielen Dank für Ihre Frage. Das Thema Rente in seiner Gesamtheit ist ein absolut vordergründiges, da haben Sie vollkommen Recht.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass das deutsche Rentenversicherungssystem besser ist als sein Ruf. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Mercer Ende letzten Jahres wird das Deutsche Rentensystem im internationalen Vergleich von 39 Ländern positiv bewertet und hat sich vom 13. auf den 11. Rang verbessert und liegt damit sogar vor Ländern wie Österreich und der Schweiz.
Nichtsdestotrotz gibt es natürlich zweifelsohne immer Verbesserungsbedarf, insbesondere angesichts der steigenden Lebenserwartung älterer Menschen und den damit verbundenem steigenden Rentenbedarf. Der Bundesfachausschuss Soziale Sicherung und Arbeitswelt der CDU hat bereits am 30. November 2020 einen Beschluss zur Rentenpolitik veröffentlicht, in dem unsere Vorstellungen für Änderungen bei der Rente dargelegt sind. So würden wir es beispielsweise grundsätzlich begrüßen, das Renteneintrittsalter künftig zu flexibilisieren, sodass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht mehr bei Erreichen eines bestimmten Alters in Rente gehen müssen. Stattdessen soll ausschlaggebend sein, wie viele Jahre eine Person in die Rentenversicherung eingezahlt hat. Den gesamten Beschluss können sie unter https://archiv.cdu.de/system/tdf/media/beschluss_zur_rentenpolitik_30.11.2020_0.pdf?file=1 abrufen.
Ich denke, dass wir uns in den kommenden Wochen noch weiter intensiv mit dem Thema Rente und seinen Facetten beschäftigen werden und das zweifelsohne auch ein Thema für die nächste Wahlperiode sein wird.
Im Übrigen hat das BMI auf seiner Webseite u.a. eine gute Übersicht über gängige Fragen zu dem Thema Unterschiede zwischen gesetzlichen Renten und Pensionen zusammengestellt, die Sie unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/faqs/DE/themen/oeffentlicher-dienst/beamte/versorgung/versorgung-liste.html finden können. Insbesondere gilt es dabei zu berücksichtigen, dass Pensionen andere Sicherungsziele haben als Renten und daher nicht ganz vergleichbar sind. Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Brinkhaus