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Ralph Brinkhaus
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Frage von Günter W. •

Frage an Ralph Brinkhaus von Günter W. bezüglich Gesundheit

Guten Tag,
Das Robert-Koch-Institut meldet die Ansteckungsrate sei wieder etwas höher geworden.
Diese Meldung kann man nicht nachvollziehen.

Ansteckungsrate ist die Entwicklung der neu gemeldeten Fälle. Die unten aufgeführten Werte sind hier nachlesbar: https://soziales.hessen.de/bulletin-archiv

Diese Zahlen für die letzten beiden Wochen sind wie folgt (wegen der Aktualität die Zahlen von gestern als letzter Wert angenommen)

Woche vom Dienstag, den 14. April bis Montag, den 20. April: Neu-Infizierte in Deutschland 18683, in Hessen zum Vergleich 1135 jeweils in Summe

Woche vom Dienstag, den 21. April bis Montag, den 27. April: Neu-Infizierte in Deutschland 13351, in Hessen zum Vergleich 772 jeweils in Summe

Mit welchen Zahlen operiert das RKI, um die Aussage zu treffen, die Ansteckungsrate sei höher geworden?

Könnten Sie das mal abklären?

Freundliche Grüße - G. W.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Walther,

vielen Dank für Ihre Frage zur Ermittlung der Ansteckungsrate durch das Robert Koch Institut (RKI). Das RKI macht dazu folgende Angaben:

„Die Reproduktionszahl (=R) beschreibt, wie viele Menschen eine durch COVID 19 infizierte Person im Mittel ansteckt. Sie kann nicht alleine als Maß für Wirksamkeit/ Notwendigkeit von Maßnahmen herangezogen werden. Wichtig sind außerdem u.a. die absolute Zahl der täglichen Neuinfektionen sowie die Schwere der Erkrankungen. Die absolute Zahl der Neuinfektionen muss klein genug sein, um eine effektive Kontaktpersonennachverfolgung zu ermöglichen und die Kapazitäten von Intensivbetten nicht zu überlasten.

Am Anfang einer Pandemie gibt es den Startwert R0 (auch: Basisreproduktionszahl), der beschreibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, wenn die gesamte Bevölkerung empfänglich für das Virus ist (weil es noch keine Immunität in der Bevölkerung gibt), noch kein Impfstoff verfügbar und noch keine Infektionsschutzmaßnahmen getroffen wurden.

Bei SARS-CoV-2 liegt R0 zwischen 2,4 und 3,3, das heißt jeder Infizierte steckt im Mittel etwas mehr als zwei bis etwas mehr als drei Personen an. Ohne Gegenmaßnahmen würde die Zahl der Infektionen rasch exponentiell ansteigen und erst stoppen, wenn bis zu 70 % der Bevölkerung eine Infektion bzw. Erkrankung durchgemacht haben, also immun sind und das Virus ihrerseits nicht mehr weiterverbreiten können.
Durch Infektionsschutzmaßnahmen lässt sich die Reproduktionszahl verringern. Man spricht von einer zeitabhängigen Reproduktionszahl R(t). Es gilt:
• Wenn R > 1, dann steigende Anzahl täglicher Neuinfektionen,
• Wenn R = 1, dann konstante Anzahl täglicher Neuinfektionen
• Wenn R < 1, dann sinkende Anzahl täglicher Neuinfektionen.
Bei SARS-CoV-2 ist das Ziel, die Reproduktionszahl stabil bei unter 1 zu halten.

Die Reproduktionszahl lässt sich anhand der dem RKI übermittelten Daten zu den bestätigten Fällen bestimmen. Allerdings liegen diese Daten mit einem gewissen Meldeverzug vor. Um diesen Meldeverzug auszugleichen und aktuelle Werte von R angeben zu können, wird ein statistisches Verfahren (das sogenannte Nowcasting) vorgeschaltet. Die Anwendung des Nowcastings ist allerdings erst möglich, wenn der maximale Meldeverzug in einem Ausbruch bekannt ist. Dies war im gegenwärtigen COVID-19-Ausbruch ab Ende März der Fall. Anschließend wurde das Nowcasting-Modell über mehrere Tage angepasst und validiert. Die retrospektive Auswertung wurde am 15.04.20 als Artikel im Epidemiologischen Bulletin 17/2020 auf Grundlage des Datenbestandes vom 13.04.2020 veröffentlicht.“

Sehr geehrter Herr Walther, weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/gesamt.html

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Brinkhaus

 

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