Frage an Ralph Brinkhaus von Bernhard P. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Brinkhaus,
"Wir haben Beschäftigungszahlen wie nie, Steuereinnahmen wie nie, gute Aussenhandelsüberschüsse, die Wirtschaft brummt!" lauteten Ihre Phrasen am 27.10.2014 bei "Hart aber Fair" als Sie Herrn Stegner bzgl. der "Schwarzen Null" fragten, wann er denn Schulden abbauen wolle! - Sehr geehrter Herr Brinkhaus! Darf ich Sie daran erinnern, daß Sie diese "Schwarze Null" nur deshalb vorweisen können, weil Sie und die "Große Koalition" die Finanzierung der "Mütterrente" nicht aus Steuermitteln, also von Allen, sondern mal wieder durch einen "Griff in die Rentenkasse" mit jährlich ca. 6,5 Milliarden Euro finanziert haben und jetzt so tun als wäre dies eine großartige Leistung! Was haben wir von den "höchsten Beschäftigungszahlen" wenn Löhne bezahlt werden, von denen man im Alter zum "Bittsteller" wird! Ist Ihnen eigentlich bewußt, daß man in diesem Jahr ein Durchschnitteinkommen von 34.857 Euro Brutto erzielen muß um einen Rentenversicherungspunkt zu erlangen, was einem Monatseinkommen von 2.904,75 Euro entspricht oder einem Stundenlohn von 16,76 Euro bei einer 40-Stunden-Woche! Und wer dann 45 Jahre lang immer ein Einkommen in Höhe des Durchschnittseinkommen erzielt hat, kann in diesem Jahr mit gerade mal 1.266,30 Euro Brutto-Rente in den wohlverdienten Ruhestand gehen! Können Sie sich vorstellen, was dieser so hoch gepriesene kommende Mindestlohn, unzählige gebrochene Erwerbsbiografien wegen Befristung, Leiharbeit, Arbeitslosigkeit, etc. und die ständigen "Griffe in die Sozialversicherungskassen"für Millionen von Menschen für das Alter bedeuten? Meine beiden Töchter haben zwar das Glück, daß sie als Industriekauffrauen unbefristete Arbeitsverträge haben, doch bei einem mntl.Bruttoverdienst von ca.2.400 Euro wissen sie schon heute, daß sie, selbst wenn sie 45 Jahre in ihrem Beruf durcharbeiten könnten, im Alter kaum mehr Rente erhalten werden als jemand, der NIE gearbeitet hat! Und auf diese
Politik sind sie stolz?
M.f.G.
Bernhard Pieper
Sehr geehrter Herr Pieper,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Rente, die ich gerne beantworte.
Tatsächlich haben wir eine so gute Beschäftigungszahlen wie schon lange nicht mehr und dies ist die beste Basis zur Sicherung des Lebensunterhalts, auch im Alter. Wir haben aber auch einen prognostizierten demographischen Wandel, den es zu berücksichtigen und einzuplanen gilt.
Wir setzen auf das drei Säulen-Modell bestehend aus gesetzlicher Altersvorsorge, betrieblicher Altersvorsorge und privater Vorsorge.
Die gesetzliche Altersvorsorge ist dabei das Kernstück und zu den Beitragsjahren gehören im Übrigen neben den Pflichtbeiträgen aus Beschäftigung und selbstständiger Tätigkeit auch beispielsweise Zeiten der Pflege von Angehörigen, des Wehrdienstes, der Kindererziehung und der Arbeitslosigkeit dazu.
Zudem unterstützt der Bund die Rentenkasse massiv, im Jahr 2013 lagen die Bundeszuschüsse in die Rentenversicherung beispielsweise bei 81,2 Mrd. Euro, das bedeutet, dass 1/3 des Haushalts der Rentenversicherung über Bundeszuschüsse durch Steuern finanziert ist.
Nun zu Ihrer Frage was Mindestlohn und gebrochene Erwerbsbiographien für das Alter bedeuten. Sie werden mir zustimmen, dass es besser ist, wenn man selbst vorsorgen kann, als völlig abhängig von Sozialleistungen zu sein, die wir letztendlich alle mit unseren Beiträgen und Steuern finanzieren. Das bereits angesprochene drei-Säulen-Modell ist dabei der richtige Weg. Die private zusätzliche Vorsorge unterstützt die Regierung mit vielzähligen Förderprogrammen, beispielsweise mit Zuschüssen zur Riester-Rente. Eigenverantwortlichkeit und eine gute Arbeitsmarkt- und Beschäftigungslage sowie Förderangebote des Staates gehören für mich zusammen. Dabei unterstützt und fördert der Staat aber eben auch diejenigen mit einer Grundsicherung, die selbst nicht genügend erwirtschaften können.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Brinkhaus, MdB