Frage an Ralf Seemann von Michael M. bezüglich Tourismus
Sehr geehrter Herr Seemann,
1. Wie stehen Sie zu den Überlegungen eine Straßenbrücke über den Rhein zwischen Bingen und Koblenz zu bauen, die den gerade erst errungenen Weltkulturerbestatus für das Mittelrheintal gefährden würde (die Gefahr besteht wie die Brückenplanung in Dresden und Hochhausplanungen in Köln zeigen)?
2. Ganz frisch ist auch der Weltkulturerbestatus des Limes. In Rheinbrohl will man ein Limesinfozentrum bauen, das vom Land gefördert wird und dort finden auch schon regelmäßig touristische Aktivitäten statt. Wie stellen Sie sich eine touristische "Erschließung" des Limes in der Neuwieder Region vor?
Mit freundlichen Grüßen
Michael Muenster
Sehr geehrter Herr Muenster,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.
Zu 1.
Wir Grünen haben uns eindeutig gegen die geplante Brücke im Mittelrheintal ausgesprochen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hat hierzu die Landesdelegiertenversammlung der Grünen einen entsprechenden Beschluß gefasst, der sich auf folgende Punkte stützt.
1. Die Kosten der Brücke sind immer noch unklar und können sich nach dem Gutachten des Rheinrischen Vereins auf über 64 Millionen Euro belaufen.
2. Der Nutzen der Brücke ist nach wie vor umstritten, da es in den vorhandenen fünf Fähren eine geeignete Alternative gibt, die durch den Brückenbau in Ihrer Existenz gefährdet wären. Außerdem würde durch eine Brücke noch mehr Verkehr in dem ohnehin stark belasteten Mittelrheintal generiert werden.
3. Zusätzlicher Verkehr und die Brücke selbst vertragen sich nicht mit dem Prädikat Weltwerbe und wir fordern ein Entwicklungskonzept für das Mittelrheintal, dass die Drohung der UNESCO, das Mittelrheintal auf die rote Liste der bedrohten Welterbe zu setzen, nicht wahr gemacht werden muss.
Wir haben die Landesregierung und beteiligten Landkreise zur Entwicklung einer intelligenten Verkehrslösung aufgefordert, die u.a. die vorhandenen Rheinfähren integriert. Darüber hinaus wollen den öffentlichen Nahverkehr in dieser Region verbessern und fordern u.a. die drastische Verbesserung der Qualität der Bahnhöfe auf beiden Seiten des Rheins.
Zu 2.
Wir sind der Meinung, dass die "touristische Erschließung" Neuwieds leider so gut wie nicht stattgefunden hat und haben bereits mehrfach die Entwicklung eines Tourismuskonzeptes für die Region gefordert. Wir glauben auch, dass das Thema "Limes" sehr gut touristisch vermarktet werden kann und werden uns für die Entwicklung eines entsprechenden Konzeptes einsetzen. So fehlt zum Beispiel auf der Internetseite der Stadt Neuwied bis heute der Hinweis auf den Limes. Das Projekt Rheinsteig führt auf langen Wegstrecken direkt am Limes entlang, auch auf dem Stadtgebiet Neuwied fast direkt an ehemaligen Limestürmen vorbei, so dass sich nach unserer Meinung sehr einfach eine entsprechende Wanderstrecke ausgewiesen werden könnte.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Seemann