Frage an Ralf Brauksiepe von Malte R. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Dr. Brauksiepe,
mich würde interessieren, wie Sie zum geplanten Kulturgutschutzgesetz von Frau Grütters stehen ?
Als Münzsammler und Numismatiker wäre ich von den Auswirkungen und Verschärfungen des Gesetzes direkt betroffen.
Ein Problem, was bei dem Gesetz nicht bedacht wurde, ist die Tatsache, dass gerade Münzen im Gegensatz zu Gemälden und bildhauerischen Werke nie Einzelstücke waren, sondern Massenprodukte, um den damaligen Geldverkehr aufrecht zu erhalten. Eine Münze der römischen Kaiserzeit hatte üblicherweise eine Auflage von mehreren Hunderttausend Stück bis hin zu Millionen.
Die Definition von Kulturgut anhand zweier Parameter (100 Jahre alt, 100 Euro wert) geht also an der Realität vorbei: erstens gubt es tausende Münzen, die im Preisbereich von 5 bis 90 Euro liegen, andererseits liegt ein höherer Marktwert oft nur an der besseren Erhaltung des teureren Stückes. Warum soll die durchschnittliche Münze mit 80 Euro kein Kulturgut sein, die etwas besser erhaltene für 150 Euro aber doch ?
Durch den "drohenden Schatten" des neuen Kulturgutschutzgesetzes sind die Sammler massiv verunsichert, gut zu erkennen an folgender lebhafter Diskussion im Numismatikforum: http://www.numismatikforum.de
Folgen des Gesetzes wäre, dass massenhaft edelmetallhaltige Münzen / andere Antiquitäten eingeschmolzen werden, wenn ein Handel nicht möglich ist und die Sammler im Vorfeld kriminalisiert werden.
Ein lebhafter Handel hilft aber auch der Wissenschaft, denn über die Verkaufslisten und Auktionskatalogen stehen Millionen Daten- und Bildsätze der Wissenschaft zur Verfügung, am Institut für Numismatik der Uni Wien beispielsweise in der Form der "Numismatischen ZentralKartei".
Schwarzhandel oder Vernichtung der Münzen würde also auch der Forschung einen der wichtigsten Materialpfeiler entziehen.
Auch die Museen und andere Kultureinrichtungen können nicht Millionen Münzen lagern.
Schöne Grüße,
Sehr geehrter Herr Rosenbaum,
vielen Dank für Ihre Anfrage über das Portal abgeordnetenwatch. Sie haben sich mit Ihrer Anfrage vor einigen Tagen auch direkt an mein Abgeordnetenbüro gewandt. Sie erhalten daher von mir demnächst eine persönliche Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ralf Brauksiepe