Frage an Raju Sharma von Peter E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Lieber Herr Sharma,
sie sind religionspolitischer Sprecher der Partei "Die Linke". Sind Sie selbst, wie Ihr Vorgänger in dieser Tätigkeit, Mitglied einer Religionsgemeinschaft? Wenn ja, würde mich interessieren in welcher?
Unabhängig davon, wie sehen Sie die Rolle von Religionen in unserer Gesellschaft und halten Sie Religiösität und Religionsgemeinschaften für Förderungswürdig im Hinblick auf das Zusammenleben und das soziale und fürsorgliche Engagement in unserer Gesellschaft?
Welchen Stellenwert hat die Funktion "religionspolitischer Sprecher" relativ zu Ihren anderen Aufgaben?
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Erhard
Sehr geehrter Herr Erhard,
vielen Dank für Ihr Interesse.
Ich wurde in Hamburg als Sohn einer deutschen Mutter und eines indischen Vaters geboren. Mein Vater war Hindu und nach dem Verständnis des indischen Teils meiner Familie bin auch ich Hindu. Abgesehen von der Teilnahme an traditionellen indischen (hinduistischen) Festen, haben meine Eltern (meine Mutter war Protestantin) mich nicht als Hindu erzogen. Heute verstehe ich mich selbst als religiösen Menschen, ohne dass ich dabei an einen irgendwie personifizierten Gott glaube. Ich finde diese Frage auch nicht entscheidend: Ob nun jemand an einen Gott glaubt oder auch nicht - ich bin der Überzeugung, dass wir alle einen Beitrag dazu leisten können, unsere Welt friedlicher, toleranter und gerechter zu gestalten. Die Werte aber, von denen sich viele dabei leiten lassen – ob gläubig oder nicht – sind trotzdem sehr oft die gleichen – nur werden sie nicht immer gleich bezeichnet: Die einen nennen es christliche Nächstenliebe und Barmherzigkeit, die anderen Solidarität und Mitgefühl.
Kirchen und Religionsgemeinschaften sind wichtige Bündnispartner im Ringen um eine friedlichere Welt, gerade wenn es um die Vermittlung eben jener Werte wie Toleranz, Mitgefühl und Solidarität geht. Ich kann die Kritik an manchen Praktiken in der organisierten Kirche gut nachvollziehen, finde andererseits aber das Engagement von Christinnen und Christen auf den Gebieten der Entwicklungshilfe, der Kampf gegen Neonazis oder der Hilfe für Flüchtlinge wichtig und respektabel. Sie unterstützen Menschen weltweit, gerade in ihrem Kampf für mehr Rechte. Als Mitglied des Rechtsausschusses bemühe auch ich mich darum, die Rechte der Bürgerinnen und Bürger hier im Lande wie auch weltweit zu schützen und zu stärken.
Freundliche Grüße
Raju Sharma