Frage an Rainer Wieland von Peter W. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Guten Tag,
wie kann Deutschland - innerhalb der EU - sicher stellen, dass es wirklich keine Waffen in Kriegsgebiete und an in Kriege verwickelte Staaten liefert.
Danke für Ihre Zeit,
Prof. Dr. P. W.
Sehr geehrter Herr Prof. W.,
vielen Dank für Ihre Nachricht, auf die ich höflich Bezug nehme. Ich begrüße es sehr, dass Sie sich mit diesem konkreten Anliegen an mich wenden. Diese Form des direkten Kontakts zu Bürgern ist mir besonders wichtig. Angesichts zahlreicher Zuschriften bitte ich die verzögerte Rückmeldung zu entschuldigen.
Ein integraler Bestandteil der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik ist seit jeher auch eine starke Rüstungskontrollpolitik. Die deutsche Bundesregierung setzt sich konsequent für eine wertebasierte Rüstungsexportpolitik ein. Dies beinhaltet auch den Grundsatz, besonders strittige Rüstungsexporte zu unterlassen. Dies betrifft den Jemen-Krieg und die darin involvierten Staaten sowie andere Krisengebiete. Auf rein nationaler Ebene können wir in Fragen der Sicherheit und auch der Rüstung jedoch kaum noch effektiv und effizient agieren. Ich vertrete daher schon lange die Meinung, dass Europa in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik ein gemeinsames Vorgehen vereinbaren muss. Dies beinhaltet auch eine gemeinsame europäische Rüstungsexportpolitik, die mit unseren Wertevorstellungen vereinbar ist.
Leider gibt es mit Blick auf den Fall des Jemen-Krieges bedauerlicherweise noch keine einheitliche Linie der Europäer bezüglich der Rüstungsexporte in die in diesem Krieg involvierten Staaten. Zu Themen der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik werden von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union Beschlüsse nur einstimmig herbeigeführt. Eine wirksame Beteiligung des Europäischen Parlaments steckt auf diesem Politikfeld noch nicht einmal in den Kinderschuhen. Wir müssen also für unsere Überzeugungen werben, doch zumindest kurzfristig werden auch wir nur durch die Bereitschaft zu Kompromissen erste Erfolge erzielen können.
Beispielsweise haben wir in Deutschland Abmachungen mit unseren Vertragspartnern in Europa geschlossen, die wir aufgrund der Vertragsbindung nicht ohne Weiteres ignorieren können. Viele Waren, auch im Rüstungsbereich, werden im EU-Binnenmarkt unter Beteiligung zahlreicher Akteure in verschiedenen Ländern gefertigt. Wir Deutschen haben Verpflichtungen und möchten auch weiterhin ein zuverlässiger Partner sein. Gleichzeitig ist die deutsche Bundesregierung mit Blick auf Rüstungsexporte in letzter Zeit eine sehr harte Linie gefahren und sie wird weiterhin mit den Partnerstaaten verhandeln, um fragwürdige Rüstungsexporte zu verhindern.
Ich möchte dennoch auch daran erinnern, dass nicht die EU oder ihre Mitgliedstaaten im Jemen Krieg führen. Die Europäische Union verurteilt den dortigen Krieg und sie ist im Jemen und überall auf der Welt mit diplomatischen Mitteln aktiv, um Krisen zu entschärfen und Kriege zu befrieden. Darüber hinaus ist Europa einer der wichtigsten Akteure, wenn es um die Versorgung mit Hilfsgütern im Jemen und anderen Krisengebieten geht. Seit 2015 flossen 710 Mio. € EU-Hilfen, darunter über 430 Mio. € für die humanitäre Hilfe, in die Region. Die Programme der EU für humanitäre Hilfe leisten lebensrettende Hilfe, in dem sie Nahrungsmittel, Wasser, Notunterkünfte und Hygieneartikel für vom Krieg Betroffene und Vertriebene zur Verfügung stellen.
Wir Europäer können und müssen mehr tun, um Kriege und Konflikte auf dieser Welt zu verhindern und zu befrieden. Ein wichtiger Schritt dazu ist, dass wir endlich mit einer Stimme sprechen und unsere Fähigkeiten bündeln - auch unter Beteiligung des Parlaments. Dafür setze ich mich ein, heute und in Zukunft.
Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Zuschrift und hoffe, dass ich Ihnen einige Aspekte erläutern und meine Standpunkte darlegen konnte. Für weitere Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Rainer Wieland