Frage an Rainer Wiebusch von Andre P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Proust,

vielen Dank für diese Frage, die mich persönlich berührt. Denn am Mittwoch der vorletzten Woche hatte ich bei einer Frühverteilung am S-Bahnhof Hohenschönhausen eine unangenehme Begegnung mit einem jungen Mann, der von mir aufgrund zweier Tätowierungen am Hals dem rechten Spektrum zugeordnet werden konnte. Der Mann lehnte meine Informationsbroschüre mit sehr beleidigenden Worten ab: Ich solle mir den Mist in den A. stecken...“. Ich entgegnete: „Ich bin auch nur ein Mensch.“ Daraufhin kam der Mann zurück, schlug mir das Informationsmaterial aus den Händen, ergriff meine Oberarme und schüttelte mich. Dann holte er mit der rechten Hand zum Schlag aus, dabei konnte ich die besagten Tätowierungen sehen. Zum Glück waren wir zu viert...
Ich sehe diesen Vorfall im Zusammenhang mit den anderen (ja noch viel schlimmeren) Übergriffen der rechten Szene. Ja, ich bin besorgt. Die Rechtsradikalen haben offenbar ihre Strategie geändert und gehen jetzt offen zur Konfrontation und Gewaltanwendung über. Da müssen alle demokratischen Kräfte, die Parteien, die Verbände, alle gesellschaftlichen Gruppen, alle Bürgerinnen und Bürger den Aufstand der Anständigen praktizieren. Jetzt, bis zur Wahl am Sonntag und auch danach. Denn so schnell werden wir das Problem nicht in den Griff bekommen.
Was jetzt für Sonntag wichtig ist: Zur Wahl gehen, denn eine niedrige Wahlbeteiligung nützt nur der NPD. Und den jungen Leuten (hier denke ich an die zum Teil besorgniserregenden Ergebnisse für die NPD bei der U18-Wahl, an der die unter 18jährigen „gewählt“ haben) erklären, worin die falschen Botschaften und populistischen Verlockungen der Rechten liegen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Rainer Wiebusch