Frage an Rainer Krause von Christoph K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Krause,
als Bundestagsabgeordneter würden sie sich:
für oder gegen die Wehrpflicht einsetzen?
die Jugend gerade in der Politik stärken, oder immer wieder versuchen die selben "alten" Parteimitglieder auf die Listen zu bringen (manch eine Partei versucht ihre Kandidaten erst in den Bundestag zu bekommen, dann in den Landtag usw.)
dafür einsetzen, dass studieren für alle finanzierbar wird?
Mit freundlichen Grüßen
C.Klein
Guten Tag Herr Klein,
zu Ihren zwei Fragen "Wehrpflicht" bzw. "Finanzierbares Studium".
1) Ich befürworte, dass die gg-liche Wehrpflicht "ausgesetzt" wird. Seit Grundgesetzänderung ( = einführung der Wehrpflicht" sind ca. 8,1 mio, Wehrpflichtige eingezogen worden - anfangs für 12 Monate, später zu meiner Dienstzeit für 18 monate, später wieder für kürzere Zeiten. Derzeit werden selbst von 100 % wehrtauglich gemusterten weit weniger als 25 % tatsächlich auch eingezogen - und mitunter noch nach 1. oder 2. Studiensemester, was zusätzlich studienschädlich ist. Die anderen 75 % + x machen derweil schneller Karriere, was ungleiche Behandlung ist. Und von diesen "gezogenen" werden Truppen aufgefüllt, die besser mit länger dienenden Freiwilligen Zeitsoldaten anspruchsvollere Aufgaben lösen können. Durch die kurzzeit-ausgebildeten werden ganze Truppenteile zu " lame ducks", sind also als Gesamtverband ( z.B.. Kompanie oder Bataillion ) nicht einsetzbar.
Die FDP plädiert daher dafür, den Vollzug der Wehrpflicht auszusetzen, bis irgenwann einmal in echtem Krisenfall ein Wiedereinsetzen erforderlich würde. Im Krisenfall geht dieses Verfahren schneller als der Weg erst Abschaffen der Wehrpflicht mit 2/3 Mehrheit in Bundestag und Bundesrat (ist immer so, wenn man das Grundgesetz ändern möchte) - und hinterher wieder die 2/3 Mehrheit um die Wehrpflicht erneut einzuführen. Total unrealistisch, wo dann so schnell in echter Notlage 2/3 - Mehrheiten her sollen. Außer über eine Notstandsgesetzgebung. Und die lehne ich als Demokrat ab, dagegen war ich schon, als um 1968/69 durch Grubndgesetzänderung die Not- standsgesetzgebung durch das Bundesparlament (damals in Bonn) von Schwarz/Rot durchgesetzt wurde.
zu 2) Bezahlbares Studium.
Ich befürworte, dass junger Menschen für ihr Erststudium, in zumutbarer Studiendauer, mehr Chancen haben sollen, auf besser organisierten Unis (auch Fernunis wie Hagen!) Fachwissen und Handlungs-Kompetenz erwerben sollen. Ein zu einfacher Zugang, nach manchmals diffuser Beratung oder sogar ohne sorgfältige Wahl, bringt zu viele junge Lernwillige dazu abzubrechen oder umzusteigen ( Parkstudium anderer Fächer, bis das Wunschfach angeboten wird, inbegriffen )
Zum einen brauchen wir mehr Stipendien für wirklich begabte Studenten aus finanzschwachen Familien. Für mich darf der Zugang zum Studium keine Frage des Elterneinkommens sein. Meine sehr einkommensschwachen Eltern ( Vater war 90% Kriegsbeschädigter und Rentner, 8 Jahre Volksschule ) haben einige Opfer für mich gebracht. Ich selbst habe, statt Wehrpflichtig gezogen zu werden, sie lieber zum Dank mit 19 Jahren entlastet und bin erst mal für 2 Jahre Zeit- soldat geworden, ehe ich studierte. Und in den Semesterferien gejobbt, wie schon als Schüler, wo ich mein Taschengeld durch Zeitungaustragen verdient habe, denn für Taschengeld von den Eltern war kein Geld da. Ich kann also ihre Sorgen verstehen.
" Bildung ist kein Luxus" - dieses alte Buch von Frau hildegard Hamm-Brücher (sie war mal FDP - Kandidatin zur Bundespräsidentenwahl, inzwischen ist sie ca. 85 Jahre) wurde früher für mich zu einem wichtigen Buchtitel. Damals machten wegen Mangel an Schulen mit Abiturabschluss ja nur 5% eines Jahrgangs Abitur als Hochschulzugang - für heutigen Bedarf viel zu wenig also. Unser hochtechnologieland mit anspruchsvollen Produkten braucht viel mehr gut gebildete und ausgebildete Menschen, die dann aber auch Arbeit brauchen statt Hartz IV.
Das Steuerrecht muß entscheidend umgebaut werden hin zu Anreizen, daß Stiftungen bspw. zur Förderung begabter Menschen für Studien staatlich besser anerkannt werden. Denn staatliche Förderung als Stipendiengeber allein kann es nicht schaffen, so wie die frühere "Studienstiftung des Deutschen Volkes" bzw. "Honnefer Modell" ( wie das aktuell heißt, sollten junge Menschen über den ASTA oder andere Hochschulgremien erfragen).
Auch gibt es zinsverbilligte Kredite mit Rückzahlpausen. so was hat meine Tochter gemacht die sich für zwei Jahre umschulen ließ von zuvor Erzieherin ( also bspw. Tätigkeit in Kindergärten etc.) zu Medizinischen Masseurin / Bademeisterin. Das Arbveitsamt tat gar nichts - weder Umschulung bezuschussen, noch eine Stelle als Erzieherin vermitteln, trotz Umzugsbereitschaft. Und dank ihrer Eigen- initiative pendelt sie nun in einen selbst besorgten Vollzeitjob täglich von Hemer nach Bochum. Was außer langen Fahrzeiten monatlich 100 Liter Superbenzin kostet und die andere Pkw.-Nebenkosten. Mit Altwagen, wie denn sonst ?
Da braucht man neben Optimismus und Lebensmut einen langen Atem, den ich auch Ihnen wünsche.
Weitere Fragen ?
Vergessen Sie das Gerede von der FDP als partei der Besserverdiener - ich heiße Krause und bin nicht Krösus.
Grüße,
Rainer Krause